Krefeld Inrather wollen um ihre Sportanlage kämpfen

Krefeld · Bei einer Bürgerversammlung signalisieren auch CDU und SPD ihre Unterstützung. Die soziale Bedeutung für den Stadtteil sei groß.

Die Anlagen Kaiser-Wilhelm-Sportpark (l.o.), in Gellep (r.o.), am Schroersdyk (l.u.) und an der Randstraße (r.u.) sollen laut Gutachten geschlossen werden.

Foto: wz

Die Luft ist stickig, der kleine Saal im Haus Inrath überfüllt mit Zuhörern. Etwa 120 Personen sind erschienen zur Bürgerversammlung „Viktoria bleibt nicht im Regen stehen“, zu der der Bürgerverein um seinen Vorsitzenden Rolf Hirschegger geladen hatte. Es geht aus Sicht der Anwesenden um eine existenzielle Frage. Was passiert mit der Bezirkssportanlage am Schroersdyk? Müssen die Athleten, Kinder und Jugendlichen des SC Viktoria bald auf andere Anlagen umziehen, zur Hubert-Houben-Kampfbahn etwa oder an die Horkesgath?

Die Nachricht, wonach ein Gutachten der Verwaltung empfiehlt, die Sportanlage am Schroersdyk zu schließen und damit die Förderung zu entziehen, hat jede Menge Nachhall erfahren im Krefelder Norden. Es wäre bloß ein Vorschlag an die Politik. Entschieden ist daher noch nichts. Doch die Inrather wollen kämpfen für ihre Sportanlage. Das machte der Abend deutlich. Der Tenor war eindeutig: Die Sportanlage sei viel zu wichtig für das soziale Leben im Inrath und seiner Sportler. „Wir können uns einen Verzicht nicht vorstellen. Die Politik hat signalisiert, dass sie das Vorhaben verhindern will“, fasste Rolf Hirschegger die Diskussion zusammen. Sowohl die anwesenden Walter Fasbender (CDU) als auch Christian Fuß (SPD) sprachen sich gegen eine Schließung aus.

Ein Vertreter der Stadt war am Mittwochabend trotz Einladung nicht vor Ort, was für Unverständnis sorgte. Weder Dezernent Markus Schön noch Sportamtsleiter Oliver Klostermann oder ein Sprecher waren erschienen. Schön erklärt: „Wir haben die Pläne erst vor kurzem auch noch mal den Vertretern der Fachschaft Fußball vorgestellt. Bei dieser Veranstaltung war auch der Vorsitzende von Viktoria Krefeld zugegen. Deshalb haben wir trotz der Einladung davon abgesehen, zur Diskussionsveranstaltung im Inrath zu kommen.“

Der Grund für die Versammlung: Mithilfe des Rhein-Ahr-Campus in Koblenz hatte die durch die Sportstättenkommission gegründete Arbeitsgruppe Sportfreianlagen ein Gutachten erstellt nach einer Prioritätenliste, die die Notwendigkeit der einzelnen Sportanlagen in Krefeld bewertete. In die Untersuchung flossen ein: der Spielbetrieb mit der Anzahl der Mannschaften, die Nutzung durch Schulen und die Komponente Sozialräume der Anlagen, deren Zustand und Instandhaltungskosten. Der Platz am Schroersdyk fiel dabei durch. Das Papier soll demnächst der Sportstättenkommission vorgelegt werden. Diese werde dann der Politik Vorschläge unterbreiten.

Weiter Weg zu
anderen Sportanlagen

Direkt betroffen wären der SC Viktoria Krefeld, der mit seinen 350 Mitgliedern, darunter 90 Prozent Fußballer und 120 Kinder und Jugendliche, auf dem Gelände trainiert und seine Heimat hat, aber auch die Pestalozzi-Schule an der Hülser Straße, die die Bezirkssportanlage ebenfalls für ihren Sport nutzt. Wie am Abend zu hören war, sei dies jedoch nirgends dokumentiert. Viktoria-Chef Markus Eitner: „Ich will erst einmal das Tempo drosseln, das durch das Gutachten entstanden ist. Der Verein soll Gelegenheit kriegen, sich zu positionieren und zu diskutieren. Die Frage bleibt ja: Wie sollen vor allem unsere Kinder den weiten Weg zu anderen Sportanlagen sicher bewältigen?“ Die Anlage solle daher mindestens als Bewegungsfläche für Fußballer und Bürger erhalten bleiben.

Beistand gab es auch vom Vorsitzenden des Inrather Turnvereins, Rolf Giesen: „Es ist wichtig, dass neben uns noch ein zweiter Verein ist, der etwas für Jugendliche anbietet.“ Mitglieder erinnerten daran, dass der Verein viel soziale Arbeit leistet, Kinder von der Straße hole. Würde die Schließung vollzogen, müssten Eltern ihre Kinder bald in andere Stadtteile fahren. Dann ginge die Identität mit dem Verein verloren.

Auch aus der Nachbarschaft gab es Unterstützung. Michael Stenders aus dem Vorstand des Bürgervereins Kliedbruch meinte: „Es gibt eher zu wenige Sportanlagen in Krefeld. Ich bin für kurze Wege. Man muss sich aber auch fragen: Was kann man in Eigenverantwortung tun?“

Mitglieder und Inrather machten den Vorschlag, Konzepte für eine Ertüchtigung der Anlage aufzustellen. Manche konnten sich am Mittwoch sogar einen Ausbau zu einem Sportzentrum vorstellen. Das wäre derzeit jedoch wohl erst der übernächste Schritt.

Neben der Bezirkssportanlage Schroersdyk werden auch die Plätze Hüls-Nord, Kaiser-Wilhelm-Park, Gellep und Randstraße laut des Gutachtens zur Schließung in den kommenden Jahren empfohlen. Im Gegenzug sollen andere Sportanlagen saniert und modernisiert werden. Die betroffenen Vereine müssten daher auf andere Flächen ausweichen, oft weitere Wege auf sich nehmen im Krefelder Stadtgebiet.