Wirtschaft Stadthelden: Mit Corona aus der Krise

Das Krefelder Unternehmen wurde fast in die Knie gezwungen, dann ist es durchgestartet.

Simon Schmidt hat die Corona-Pandemie als Chance genutzt und die Stadthelden gestärkt aus der Krise geführt.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Pandemie, die Lockdowns, nicht schnell wirkende Wirtschaftshilfen: Für viele Geschäftsleute ist das Leben in dieser Zeit mehr als eine Geduldsprobe. Bei vielen geht es an die Existenzgrundlage: Mitarbeiter müssen entlassen werden, Rücklagen werden aufgebraucht, die Insolvenz droht. Der erste Lockdown im März 2020 traf auch Simon Schmidt und seine Firma Stadthelden so unvorbereitet wie hart. Mehr als ein Jahr später kann sich die Firma vor Aufträgen kaum retten.

Schmidts Firma organisierte Firmenevents – vor Ort, analog und eben als physisches Ereignis für Gruppen von Menschen. Etwa der klassische Betriebsausflug wurde modern gestaltet. Mit Hilfe einer eigens von Schmidt entwickelten App wurden die Menschen auf Rallyes geschickt. Dabei konnten Teams im Stadtraum gegeneinander antreten und sich auch gegenseitig auf digitalen Karten beobachten, Punkte stehlen und dem Gegner virtuelle Minen legen. Die Herausforderung bestand darin, Aufgaben möglichst kreativ zu lösen. „Schnitzeljagd 2.0“ nennt Schmidt dieses „Teamevent“.

Schmidt hat Geographie mit der Ausrichtung auf Marketing in Trier studiert. Dabei geht es dann nicht nur um Gestalt und Veränderung der Erdoberfläche, sondern auch etwa darum, wie man eine Region vermarktet.

Bevor Schmidt mit seiner eigenen Firma im Jahr 2015 vom Pionierhaus in der alten Samtweberei aus startete, hatte er schon bei anderen Eventveranstaltern gearbeitet. Die Firma Stadthelden hatte zunächst nur einen weiteren Mitarbeiter, kurz vor dem Lockdown waren es dann neun. Schmidt und sein Team organisierten Events für Firmen in ganz Deutschland und auch schon im europäischen Ausland.

„Innerhalb von zwei Tagen brach alles weg“, erinnert sich Schmidt an den ersten Lockdown, „das war schon hart“. Er musste die Zahl seiner Mitarbeiter wieder reduzieren, es blieb zunächst nur eine Kollegin übrig. Heute beschäftigt er wieder zehn.

Der Krefelder Gin-Produzent Martin Kern, mit dem Schmidt schon länger zusammengearbeitet hatte, brachte ihn auf die zündende Idee für sein eigenes Geschäft. Kern hatte seine Verkostungen auf Online-Tastings umgestellt. Das Material – in diesem Fall der Gin – wird verschickt, und dann werden die Kunden über eine Videokonferenz mit einem Gin-Experten zusammengebracht.

Nach dem ersten Schock änderte Schmidt seine Denkweise

Er habe irgendwann nach dem ersten Schock auch seine Denkweise geändert, berichtet Schmidt. Er habe erkannt, dass er „nicht trotz Corona, sondern mit Corona“ arbeiten müsse. Mit anderen Worten, Schmidt hat die Notwendigkeit der Anpassung an die geänderten Umstände erkannt. Das klingt einfach, fällt aber wohl vielen schwer.

Aber wahrscheinlich konnte Schmidt erst mit dieser Änderung seiner Einstellung die Inspiration durch Kern aufgreifen, aber das tat er dann gründlich. Derzeit kann man in seinem Angebot zehn Online-Formate finden, etwa einen Cocktail- und einen Kochkurs, aber auch das Escape Game oder einen Krimi, bei dem laut Werbung das „Homeoffice zum Tatort“ wird.

Alle Formate werden live moderiert: Der Barmixer aus Berlin bringt per Videoschalte den Kunden das Mixen bei, mit einem Weinkenner kann man sich online über verschiedene Weinproben, die vorher verschickt wurden, austauschen.

Zur Weihnachtszeit seien sie fast überrannt worden, berichtet Schmidt, natürlich hatte er auch eine Online-Weihnachtsfeier im Angebot. Adobe, Porsche, Zalando, Amazon, Google gehörten inzwischen zu seinen Kunden. Manche seiner Online-Events finden weltweit statt und „verbinden Menschen rund um den Globus“, sagt Schmidt, und ergänzt: „Da bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich mir das vorstelle.“