Corona-Krise Stillstand auf dem Taxameter

Krefeld · Wie kleine und große Taxiunternehmen unter der Krise leiden – und wie sie Angestellte und Kunden schützen.

Taxifahrer Andreas Dreißig ist von Kundin Angela Sevenich durch eine durchsichtige Kunststofffolie getrennt. Beide tragen einen Mundschutz.

Foto: Andreas Bischof

Wenn Taxifahrer Andreas Dreißig dieser Tage eine Stammkundin zur Klinik in Essen fährt, dann ist sie nicht mehr die einzige, die mit einem Mundschutz unterwegs ist. „Sie trägt ihn schon lange, wegen ihrer Erkrankung“, sagt Dreißig. „Meine Frau hat mir aber nun auch einen selbstgenähten Mundschutz mitgegeben.“

Im Taxi trägt er ihn meist aber noch nicht. Um seine Kunden und sich selbst zu schützen, hat er andere Vorkehrungen getroffen: „In der Woche als die Schulen geschlossen wurden, habe ich eine Trennfolie ins Auto eingebaut“, sagt Dreißig. So können keine Viren von hinten zu ihm nach vorne gelangen und umgekehrt. Ein Schild an der Beifahrertüre weist die Fahrgäste zudem an, nur hinten einzusteigen. „Die Leute machen da gut mit“, sagt Dreißig.

Seit mehr als 20 Jahren ist er Taxifahrer. Der Einzelunternehmer hat sich hauptsächlich auf Fahrten von Krefeld zum Flughafen Düsseldorf spezialisiert. Dort findet aber derzeit wenig statt. „Die Urlauber dürfen nicht, die Geschäftsleute wollen nicht fliegen“, sagt der 55-Jährige. „Und in den Arztpraxen ist auch nichts los.“

Dreißig kann das verstehen. „Nachher kommt man gleich in Quarantäne, auch wenn es gar nicht Corona ist“, fürchtet er. Für Solo-Selbstständige könne das zu einem zusätzlichen Problem werden. Der Taxifahrer schätzt, dass sein Umsatz schon jetzt nur bei etwa zehn Prozent des normalen Umsatzes liegt. Bis vor kurzem hatte er noch eine Aushilfe, die habe aber auch aufgehört, weil sie hauptberuflich in der Pflege arbeite.

17 der 45 Fahrzeuge wurden
aus dem Verkehr genommen

Dankbar ist er für die finanzielle Soforthilfe: „Da ist erstmal Geld geflossen. Wir Einzelunternehmer werden es so wohl überleben“, hofft Dreißig. Was dem Solo-Selbstständigen hilft, nützt größeren Unternehmen aber weniger. „Die Mitte hat man vergessen. Wir fallen aus allen staatlichen Hilfen raus“, sagt Michael Knorrek. Sein Taxi-Unternehmen ist ein Familienbetrieb mit 94 festangestellten Mitarbeitern und mehr als 30 Aushilfen. „Alle Mittel vom Staat hören bei 50 Mitarbeitern auf“, so Knorrek. „Und sie wären wohl auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Gleich zu Beginn der Krise habe man 17 der 45 Fahrzeuge aus dem Verkehr genommen. „Wir wussten ja nicht, was auf uns zukommt.“ Aber auch das waren zu viele. „Am Wochenende haben wir nun fünf bis sechs Autos im Einsatz, aber auch die stehen zum Teil lange herum“, so der Taxiunternehmer. Am Tag lägen seine Umsatzeinbußen derzeit bei 80 bis 85 Prozent, nachts bei 90. „Wir haben noch Glück, dass unsere Leute alle mitziehen“ sagt Knorrek.

Einige Fahrer hätten gleich selbst angeboten, in Null-Prozent-Kurzarbeit zu gehen. Und die Disziplin was die Hygiene angeht, sei bei seinen Angestellten sehr groß. „Eine Mitarbeiterin hat uns erstmal 100 Masken genäht.“ Viele weitere seien bestellt und mittlerweile auch geliefert worden. Es gebe Handschuhe und Desinfektion. Und in allen Taxis, die noch im Einsatz sind, seien Trennscheiben zwischen Fahrer und Gästen eingebaut. „Man merkt, dass Kunden und Angestellte sich damit besser fühlen“, so Knorrek.

Er selbst wird sich wohl erst besser fühlen, wenn es wieder mehr zu tun gibt. „Das Öffnen der Gastronomie würde zum Beispiel helfen.“ Überhaupt, wenn das Leben da draußen wieder einigermaßen losgehe. Die Unsicherheit, auch darüber, wie lange die aktuelle Situation noch andauern wird, mache den größeren Unternehmen zu schaffen. Grundsätzlich könne er die Entscheidungen der Politik aber verstehen, sagt Michael Knorrek. „Ich möchte diese Entscheidungen für das Land nicht treffen müssen.“