Nahverkehr in Krefeld Wird die Straßenbahnlinie 044 doch noch verlängert?
Krefeld · Das Thema schien endgültig und für immer vom Tisch zu sein: die Verlängerung der Straßenbahnlinie 044 bis zum Hülser Bahnhof. Nun wird die Idee wieder diskutiert.
2012 schien das Thema nach jahrelanger Diskussion endgültig und für immer vom Tisch zu sein: CDU und SPD setzten sich damals im Krefelder Stadtrat mit ihrem Antrag durch, die Verlängerung der Straßenbahnlinie 044 bis zum Hülser Bahnhof aus dem Nahverkehrsplan herauszunehmen. Die Finanzierung lasse sich nicht darstellen, argumentierten die beiden Fraktionen. Doch nun ist das Thema wieder auf dem Tisch: In einem gemeinsamen Antrag setzen sich SPD, FDP und Grüne in der Hülser Bezirksvertretung für die besagte Verlängerung ein.
„Die Verwaltung wird aufgefordert, die Verlängerung bis zum Bahnhof Hüls – und möglicherweise darüber hinaus – in den neuen Nahverkehrsplan der Stadt Krefeld mit aufzunehmen, um eine bedeutende Verbesserung des Nahverkehrsangebots in Hüls zu erreichen.“ So heißt es in dem Antrag, über den am Mittwoch in der Sitzung der Bezirksvertretung gesprochen wird. Die Zahl der Nutzer könne man damit erhöhen und mit einem Umsteigepunkt für die Buslinien eine attraktive Alternative für die Anwohner schaffen.
„Die Zeichen für eine Wende in der Verkehrspolitik standen nie so gut wie jetzt, da der Ausbau der Straßenbahnen stark gefördert wird und in den Diskussionen um das Mobilitätskonzept, das die Straßenbahnen als echte Stärke des Krefelder Verkehrsnetzes begreift, neuen Schwung bekommt.“ So argumentieren die Antragsteller. Durch eine höhere Taktung der 044 werde der Stadtteil eine deutliche Aufwertung erfahren und eine zukunftsweisende, klimagerechte Mobilität ermöglichen.
Bisher endet die Straßenbahnlinie 044 im Betriebshof weit weg vom Zentrum (siehe Kasten). Schon im Vorjahr hatten die Grünen und Bezirksvorsteher Hans Butzen (SPD) deshalb die Verlängerung wieder ins Gespräch gebracht. Mit Hinweis auf die unklare Finanzierung zeigte sich CDU-Ratsherr Timo Kühn damals skeptisch. Ähnlich äußerte sich vor wenigen Tagen auch der FDP-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Joachim C. Heitmann, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Stadtwerke fordern ein eindeutiges politisches Mandat
Was sagen die Verantwortlichen bei den Stadtwerken Krefeld (SWK) zu dem aktuellen Vorstoß? „Grundsätzlich bilden die Straßenbahnen die Basis des ÖPNV in Krefeld. Insofern begrüßen wir es, wenn sich mit dem Thema beschäftigt wird, wo Potenzial besteht, das bestehende Schienennetz auszubauen“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung in einer Stellungnahme der SWK. Wie realistisch die Verlängerung der Linie 044 sei, hänge stark von den politischen Entscheidungsträgern ab. „Ein erster wichtiger Schritt wäre die in dem Antrag geforderte Aufnahme in den Nahverkehrsplan. Dieser bildet nämlich die Grundlage für unsere weiteren Planungen.“
SWK-Sprecher Dirk Höstermann erinnert an die „jahrzehntelangen Diskussionen“ über die so genannte Ringlösung für Hüls und hebt hervor: „Wenn wir eine Verlängerung durchführen, benötigen wir ein eindeutiges politisches Mandat hierzu. Wir könnten uns vorstellen, die Straßenbahn nicht im Ortskern enden zu lassen, sondern noch weiterzuführen am Schulzentrum Reepenweg vorbei bis zur Leidener Straße im Nordwesten von Hüls. Ferner würden wir die Straßenbahntrasse nicht über die viel diskutierte Schulstraße, sondern über die Krefelder Straße in beiden Fahrtrichtungen führen wollen.“
Die verlängerte Straßenbahnlinie werde man aufgrund der Tatsache, dass hier zusätzliches Fahrgastpotenzial zu erwarten sei, nicht mehr im 15-, sondern im Zehn-Minuten-Takt fahren lassen. Hierzu seien aber drei bis vier zusätzliche Fahrzeuge erforderlich.
Was würde das alles kosten? Dazu Höstermann: „Finanziell und zeitlich ist ein solches Bauvorhaben schwer abzuschätzen. Grob gehen wir von einem Invest von ca. 25 Millionen Euro aus.“ Es gebe attraktive Fördermöglichkeiten von Bund und Land; diese seien jedoch an Bedingungen geknüpft, deren Umsetzung für die Situation in Hüls dann noch geprüft werden müsse.
Eine schnelle Lösung ist auf jeden Fall nicht in Sicht. „Zeitlich rechnen wir nicht mit einem Baubeginn der Verlängerung vor Ende der 2020er Jahre“, sagt Höstermann. Dies sei allein aufgrund der politischen Diskussion, eines Planfeststellungsverfahrens und Bürgerbeteiligung sowie diverser Genehmigungen „eine aus unserer Sicht realistische Einschätzung“.