Kaffee und Kuchen Von zickiger Hefe und watteweichen Zöpfchen
Krefeld · In der Familie unseres Autors wird zum Osterfest selbst gebacken. Das hat ganz viel mit Tradition und schönen Erinnerungen zu tun.
Ich hatte mir schon Sorgen gemacht: Kein Mehl, keine Hefe – der Osterzopf, den ich traditionell zum Fest backe, schien durch die Corona-Hamsterkäufe bedroht zu sein. Dann aber lief alles glatt: Hefe war beim Discounter um die Ecke problemlos zu bekommen, Mehl hatte der Vollsortimenter ein Haus weiter noch reichlich. Der Oster-Backaktion stand nichts mehr im Wege.
Warum braucht es im Hause Dohmen unbedingt einen selbst gebackenen Hefezopf zu Ostern? Das hat ganz viel mit Tradition und schönen Erinnerungen zu tun. In meiner Kindheit sorgte meine Mutter für das süße Gebäck am Ostermorgen. Zu einer „mit guter Butter“, wie meine Mutter immer sagt, bestrichenen Scheibe wurden die gefärbten Eier gegessen, die ich kurz zuvor im Garten gefunden hatte. Oder besser: Ich habe sie gesucht, gefunden hat sie meine ältere Schwester. Doch das ist eine andere Geschichte...
Die Back-Tradition habe ich auf jeden Fall später, als ich selbst Familie hatte, an meine beiden Töchter weitergegeben. Die sind mittlerweile längst erwachsen, freuen sich aber so wie meine Frau und ich auf den leckeren Osterzopf zum Ei. Und wenn ich ein bisschen Glück habe, helfen sie mir sogar beim Backen. Was durchaus willkommen ist: Frische Hefe macht mir schon mal Probleme – ist sie zu warm oder ist die Milch zu kalt, kann sie sich ganz schön zickig anstellen. Auch zu große Eile beim Backen schadet nur. Und dann bleibt der eigentlich prächtige, watteweiche Zopf ein schmächtiges, klebendes Zöpfchen.
Im Internet habe ich gelesen, dass der Osterzopf aus einer alten christlichen Tradition stammt, die bis ins 12. Jahrhundert zurückgeht: Am Ende der langen Fastenzeit durfte damit wieder geschlemmt werden. Hefe als Backtriebmittel sei dabei als Alternative zum Sauerteig verwendet worden. Denn schon in vorchristlicher Zeit habe es im jüdischen Pessachfest den Brauch gegeben, ungesäuertes Brot zu essen. Zudem solle die Zopf-Form die Verflechtung zwischen Gott und den Menschen darstellen.
Wie auch immer: Gebacken wird bei uns nach dem Rezept meiner Mutter. Also mit 500 Gramm Mehl, einem Würfel frischer Hefe, einem Achtelliter Milch, 100 Gramm Zucker, zwei Eier, 125 Gramm Butter, einer Prise Salz, 150 Gramm Rosinen, je 100 Gramm gehackte Mandeln und Zitronat, einem Päckchen Vanillezucker sowie einem Eigelb zum Bestreichen, 100 Gramm gehobelte Mandeln und Zuckerguss (aus etwa 80 Gramm Puderzucker und etwas Wasser).
Die zerbröckelte Hefe wird mit zwei bis drei Esslöffeln der angewärmten (und nicht heißen!!) Milch und Zucker verrührt. Dann gibt man das Mehl in eine große Schüssel, bildet in der Mitte eine Vertiefung und gibt das Hefe-Zucker-Gemisch hinein. Etwas von dem Mehl dünn darüber streuen, die Schüssel mit einem Tuch abdecken und an einen warmen Platz stellen. Dort sollte die Masse gehen, bis sich auf dem Mehl Risse bilden. Nun verrührt man das Gemisch mit dem Mehl, der weichen Butter, der restlichen Milch, Vanillezucker, Eiern und einer Prise Salz. Am Ende schlage ich nach alter Väter Sitte das Ganze mit einem Holzlöffel, bis der Teig Blasen wirft – der Einsatz einer Küchenmaschine ist aber auch nicht verboten.
Nun wird der Teig wieder abgedeckt und zwei bis drei Stunden in Ruhe gelassen, denn er soll nochmal gehen, also größer werden. Dann wird er auf einer mit Mehl bestreuten Arbeitsplatte mit Rosinen, Zitronat und Mandeln durchgeknetet und in drei gleichgroße Stücke geteilt, die zu etwa 40 Zentimeter langen Strängen geformt werden. Diese werden auf einem Backblech (Backpapier nicht vergessen) miteinander verflochten. Am Ende darf der Zopf nochmal 30 Minuten ruhen, ehe er mit dem Eigelb bestrichen und für 40 bis 45 Minuten im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad gebacken wird.
Zum Schluss den Zopf erkalten lassen und anschließend mit dem Zuckerguss bepinseln. Direkt danach gehobelte Mandeln darüber streuen. So muss Ostern schmecken!