Gastronomie Krefelder lernt vom Pizza-Weltmeister
Krefeld · Das Restaurant Piazza Sorrento an der Petersstraße hatte hohen Besuch: Gennaro Russo zeigte, was er alles kann.
Das italienische Restaurant im Herzen Krefelds füllt sich allmählich in diesen frühen Abendstunden. Bald werden alle Tische belegt sein. An der Wand hängt ein Panoramabild von Neapel. Die Stadt spannt sich wie ein Bogen um die blau schimmernde Meeresbucht am Golf von Neapel. Im Hintergrund erhebt sich der Vulkan Vesuv, immer irgendwie bedrohlich mit seinem schwarzen Kegel, der in den Himmel ragt. Neapel, das war an diesem Abend auch irgendwie die verbindende Klammer im Lokal Piazza Sorrento an der Petersstraße. Innen warten die Inhaber Teodoro und Rosa Alfano auf ihren Ehrengast: Gennaro Russo, Pizzabäcker-Weltmeister aus Neapel.
Bei Umfrage unter den
ersten 20 in Europa
Doch der Titelträger steht im Stau. Er war zuvor bei einem Auftritt in Dortmund, davor in Köln. Russo stattet mehreren Pizzerien in Europa einen Besuch ab, die bei einem Online-Wettbewerb am besten abgeschnitten hatten. Die Teilnehmer der Umfrage wählten Piazza Sorrento unter die ersten 20 in Europa. „Ein kleiner Traum wird wahr. Es ist ein Gewinn, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen“, sagt Alfano. Auch das Fernsehen war schon da.
In der Küche steht Pizzabäckermeister Massimiliano Grande. Er stammt ebenfalls aus Neapel und wird am 2./3. Dezember bei der inoffiziellen Europameisterschaft Pizze Stellate in Venedig mitmachen. Eine große Ehre für ihn und auch das Krefelder Lokal.
Piazza Sorrento wirbt damit, die „echte neapolitanische Pizza“ zu backen. Der dünne Boden, höhere Rand, der Teig, der lange bei Zimmertemperatur ruht. Grande will mit einer Eigenkreation in Venedig gewinnen – der Pizza Amici.
Um 20.15 Uhr ist es soweit. Russo tritt ein. Der vollbärtige Mann legt erst einmal seine Jacke ab, betritt die Küche, die zum Lokal hin geöffnet ist. Ein Handschlag hier, ein Bussi dort. Der Italiener, ein Vorbild Grandes, in seiner Heimat ein Prominenter, der durch die TV-Shows tingelt, muss nicht vorgestellt werden.
Der Rummel um ihn herum aber beginnt jetzt erst recht. Die Angestellten zücken ihre Handys, schnell werden Erinnerungsvideos gedreht. Es wird hektisch auf eine freundliche Art. Russo legt Hand an, knetet aus dem Teig einen dünnen Pizzaboden. Ein paar besondere Zutaten drauf. Sie wird fertig, die Pizza nach neapolitanischer Art. Es geht ab in den Ofen. Plötzlich stehen ein Dutzend Leute in der Küche und auf den Gängen, wollen ein Foto mit ihrem Weltmeister. Ein Lächeln hier, ein Lächeln da. Italienisches Sprachgewirr. Viel Herzlichkeit. Aufregung. „Draußen ist Deutschland, hier drinnen ist Neapel“, sagt Russo, der sich von Inhaber Teodoro Alfano dolmetschen lässt. Für weitere Fotos wischt er sich den Schweiß von der Stirn. Was macht einen guten Pizzabäcker aus? „Es ist die Passion“, sagt er: „Die Leidenschaft wird vererbt.“
Daheim in Neapel, wo er das Restaurant Dal Presidente an der Via Tribunale betreibt, wo einst die erste Pizzeria entstand, hat er das Handwerk von seiner Großmutter gelernt. Als Kind war er schon dabei. Russo war schon in Amerika, in Australien, Japan. Er hat die Welt gesehen. Bei seinem ersten Besuch in Deutschland steht er erst einmal im Stau. Trotzdem sagt er: „Deutschland ist ein schönes Land. Ich würde nur in Deutschland arbeiten wollen als einziges Land in Europa außerhalb Italiens.“ Die Pizza ist längst fertig im Steinofen. Es hat keine zwei Minuten gedauert. „Sorrento“ steht auf dem Ofen geschrieben. Es ist der Name der Nachbarstadt Neapels, in der die Inhaber-Familie ihre Wurzeln hat. Ein echtes Stück Heimat hatten die Gäste dann auch auf ihren Tellern.