Krefelder fürchten sich nicht vor der neuen Lkw-Maut
Ab Sonntag gilt die Abgabe auch für alle Bundesstraßen. Spediteure und Stadtreinigung sind jedoch unbesorgt.
Wolfgang Stromps nimmt die neue Lkw-Maut mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor. „Eigentlich müssten wir bald auf goldenen Straßen fahren, so viele Abgaben wie die Spediteure leisten“, sagt der Gesellschafter des Spediteurs Stromps und Co. Dabei sei sein Unternehmen von der neuen Mautregelung, die Abgaben auch auf allen Bundesstraßen fordert, gar nicht groß betroffen. Denn seine Lkw würden fast ausnahmslos die Autobahnstrecken nutzen.
„Wir haben hier relativ gute Autobahnanbindungen in Krefeld, kein Mensch würde über die Bundesstraße nach Düsseldorf fahren, der Zeitverlust wäre viel zu groß“, erklärt Stromps: „Und die Zeitfenster einzuhalten ist immer noch das Wichtigste für einen Spediteur.“ Seiner Ansicht nach seien Unternehmen in anderen Teilen Deutschlands heftiger von der neuen Maut betroffen.
Bis Samstagabend müssen Lkw in Deutschland „nur“ auf den 13 000 Autobahnkilometern sowie auf 2300 Kilometern Bundesstraße Maut zahlen. Ab Sonntag, Punkt Mitternacht, kommen schlagartig 39 000 zusätzliche Bundesstraßenkilometer hinzu. Zudem werden ab dem 1. Januar 2019 auch die Tarifsätze angehoben, die dem Bund im Schnitt jährlich 2,5 Milliarden Euro mehr einbringen sollen, dann insgesamt 7,2 Milliarden Euro.
Jörg Frass, stellvertretender Fuhrparkleiter der GSAK
Das kommt nicht bei allen gut an. „Diese Mehrbelastung ist so groß, dass sie auch nicht von Wettbewerbern aus Billiglohnländern kompensiert werden kann, so dass die Transportkosten für die deutsche Wirtschaft unweigerlich steigen und die zusätzlichen Kosten letztendlich größtenteils beim Verbraucher landen werden“, klagt der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik (VVWL) Nordrhein-Westfalen in seiner Stellungnahme.
Der Verband merkt aber auch positiv an, dass für die Straßeninfrastruktur fortan ein „größerer gesicherter Finanzspielraum“ zur Verfügung stehe, „der nicht haushaltspolitischen oder partei-ideologischen Zwängen unterliegt und an dem sich ausländische Mitbewerber beteiligen müssen“. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagt: „Davon profitieren nicht nur unsere Unternehmen, die auf eine leistungsstarke Infrastruktur angewiesen sind, sondern auch alle Autofahrer.“
Von der Neuregelung ausgenommen sind die Straßenreinigung und der Winterdienst. Allerdings müssen Müllwagen und Fahrzeuge für die öffentliche Strom-, Gas- und Wasserversorgung zahlen. Für die Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft Krefeld (GSAK) stellt dies laut eigener Aussage kein Problem dar. „Salopp gesagt, das macht den Braten auch nicht mehr fett. Wir rechnen nicht mit starken Veränderungen oder deutlich höheren Kosten“, sagt der stellvertretende Fuhrparkleiter Jörg Frass. Die Fahrzeuge sind mit elektronischen Mauterfassungsgeräten versehen, fahren laut Frass aber nur zu einem sehr kleinen Teil auf den fünf Bundesstraßen im Krefelder Stadtgebiet.