Krefelder haben die schnellste Polizei im Land
Mehr Diebstähle, Betrügereien und Einbrüche, aber weniger Gewalt — die Kripo-Statistik 2010 hat viele Seiten.
Krefeld. Heißt es „Täter am Ort“, dann sind Streifenwagen in Krefeld nach drei Minuten und 43 Sekunden an der Stelle, wo ein Einbruch oder eine gefährliche Körperverletzung gemeldet worden ist. „Wir sind damit auf Platz eins im Land“, verkündete Anette Cruel, Leiterin der Direktion K, am Montag bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik für 2010 stolz vor der Presse. Polizeipräsident Rainer Furth ermuntert die Bürger: „Rufen Sie bei Auffälligkeiten sofort die 110 an.“
Ansonsten ist das Zahlenwerk ein Gemischtwarenladen: Es enthält gute und schlechte Nachrichten. Zu den schlechten gehört der Anstieg der Straftaten insgesamt: von 22 985 in 2009 auf 24 553 im vergangenen Jahr. Die Kriminalitätshäufigkeitsziffer (Straftaten auf 100 000 Einwohner) kletterte von 9726 auf 10 430.
Stolz ist die Kriminaldirektorin natürlich auf die Aufklärungsquote von knapp 57 Prozent: „Damit befinden wir uns wie immer unter den Top 10 in Nordrhein-Westfalen“. Das Mehr an Straftaten in Krefeld ist vor allem auf die knapp 24-prozentige Steigerung der Betrügereien (mehr als 800 Fälle von Telefon-Abzocke), auf den Anstieg von Taschendiebstählen (8,28 Prozent) und eine geringfügige Zunahme der Wohnungseinbrüche (2,55 Prozent) zurückzuführen.
10 191 aller angezeigten Vergehen in Krefeld waren im vergangenen Jahr Eigentumsdelikte. Davon entfallen die meisten auf Diebstahl in Warenhäusern (21 Prozent). Aufgeklärt wurden nur 27,6 Prozent der Delikte. 2009 waren es noch 30,2, 2001 sogar noch 36,95 Prozent. Zum Vergleich: Bei den vollendeten bzw. versuchten Tötungsdelikten (Mord und Totschlag) waren es wieder 100 Prozent. Allerdings gab es 2010 auch nur fünf Fälle (landesweit: 92).
Zu den zweifellos guten Seiten der Kriminalitätsbilanz zählt der erneute Rückgang der Gewaltkriminalität um sechs Prozent. Von den 737 Fällen sind 536 (72,7 Prozent) aufgeklärt worden. 215 Mal schlugen Räuber im vergangenen Jahr zu — 90 Fälle wurden aufgeklärt, prozentual deutlich weniger als im Vorjahr.
485 gefährlichen bzw. schwere Körperverletzungen registrierte die Polizei — 17 weniger als 2009. Brutale Schläger müssen damit rechnen, in Krefeld alsbald erwischt zu werden: Die Aufklärungsquote lag bei knapp 89 Prozent.
Eine verkehrte Welt zeigt sich bei der Auswertung der Altersgruppen von Tätern und Opfern. „Die Gruppe der über 60-Jährigen hat stets das Empfinden, besonders gefährdet zu sein“, sagt Rainer Furth. „Aber nur 0,34 Prozent werden Opfer.“ Am meisten gefährdet sind die 18- bis 21-Jährigen, vor allem die männlichen: Über sechs Prozent der 8153 jungen Erwachsenen in Krefeld werden beraubt, bestohlen oder verletzt: 491 im vergangenen Jahr.
In der Täter-Statistik hingegen stehen die über 60-Jährigen weniger gut da: 0,89 Prozent (oder 565 von 63 542 Krefelder in dieser Altersgruppe) sind selbst als Straftäter ermittelt worden. Allerdings hatten 2010 nur 15 „Senioren“ Gewaltdelikte begangen. Die prozentual größte Tätergruppe findet sich ebenfalls unter den 18- bis 21-jährigen: 1085 (13,3 Prozent der Altergruppe) haben sich 2010 Strafverfahren eingehandelt, 113 wegen Gewalttätigkeiten.