Gericht Jahrelange Haft für Drogenbande

Krefeld · Drogenumschlagplatz war der Krefelder Kiosk Smoki: Die vier Dealer haben gestanden.

Der Kiosk Smoki an der Hubertusstraße.

Foto: samla.de

Der erste Verhandlungstag gegen fünf Angeklagte, die in der Stadt in ganz großem Stil mit Drogen gehandelt haben sollen, war am Dienstag schnell für die Öffentlichkeit vorbei. Nach der Anklageverlesung zogen sich Verteidiger, Gericht und Staatsanwaltschaft zu einem Rechtsgespräch zurück. Am Freitag verkündete das Gericht das Ergebnis dieser Runde. Es sei zu einer Verständigung gekommen. Das heißt, im Gegenzug für Geständnisse der Angeklagten wurden ihnen bestimmte Strafrahmen in Aussicht gestellt. Die drei mutmaßlichen Haupttäter — zwei 27 und 23 Jahre alte Brüder — und ein weiterer Mann sollen eine Strafe zwischen sechseinhalb und siebeneinhalb Jahren erhalten.

Der 27-Jährige soll Kopf der Bande gewesen sein. Er war auch der Betreiber des Kiosks „Smoki“ an der Hubertusstraße aus welchem die Drogen verkauft wurden. Weiterer Umschlagplatz war eine nahe gelegene Wohnung. Spätestens seit Juni 2019 sei aus dem Kiosk überwiegend Marihuana, aber auch Kokain und Amphetamin, an verschiedene „Großhändler“ und diverse „Kleinabnehmer quasi als Straßenverkauf aus dem Kiosk heraus veräußert worden“, wie es bei der Anklageverlesung hieß. Einer der Angeklagten habe als Beschaffer der Betäubungsmittel fungiert und wöchentlich mehrere Kilogramm Betäubungsmittel beschafft.

Ein 58-jähriger Angeklagter soll aus seiner Wohnung in Krefeld heraus allein im Zeitraum Oktober 2019 bis Januar 2020 insgesamt rund 15 Kilo Marihuana an Endabnehmer verkauft haben. Er soll eine Freiheitsstrafe zwischen dreieinhalb und vier Jahren erhalten.

Die Fünfte auf der Anklagebank ist die Lebensgefährtin des 27-jährigen mutmaßlichen Bandenchefs. Sie hat von allen Angeklagten die geringste Strafe zu erwarten: sechs Monate bis ein Jahr – dieses Strafmaß könnte sogar noch zur Bewährung ausgesetzt werden. Sie ist „nur“ wegen Beihilfe angeklagt. Sie soll unter anderem beim Verpacken der Drogen geholfen haben.

Am Freitag verlasen die Verteidiger der Angeklagten für diese Geständnisse. Sie räumten die Taten größtenteils ein. Die Polizei war der Drogenbande bereits seit September 2019 auf den Fersen. Dafür hatte sie extra die Ermittlungskommission „Popeye“ gegründet. Der spinatliebende Seemann war als Konterfei über dem Kiosk abgebildet.

Ende Januar griff die Polizei zu und steckte die Angeklagten in Untersuchungshaft. Den Tipp auf einen Kiosk in Krefeld als Drogenumschlagplatz hatte die Polizei im Sommer 2019 aus Düsseldorf bekommen. Dann kamen Zivilfahnder und technische Überwachungseinrichtungen zum Einsatz, um nach und nach die Akteure zu identifizieren.

Es gab wohl sogar eine Art „Drive-in“, denn häufig fuhren Kunden mit hochwertigen Pkw (darunter Porsche und Mercedes) vor, die direkt am Wagen beliefert wurden. Darüber hinaus fielen den Ermittlern Straßendealer auf, die mit leeren Bauchtaschen erschienen und mit gefüllten verschwanden. Die Polizei hatte bei einer Pressekonferenz im Februar bereits mitgeteilt, dass die Angeklagten teilweise erheblich wegen Drogendelikten vorbestraft seien.