Reformprozess Kirchen-Frauen für Gleichbehandlung

Krefeld · Mit einer bundesweiten Aktion fordern katholische Frauen von der Bischofskonferenz Reformen für eine lebendige Kirche und das Diakonat und das Priesteramt auch für Frauen. Das ist für die Frauenseelsorgerin Gunda Hagens längst überfällig.

Gunda Hagens mit dem Thesenpapier von Maria 2.0 vor dem – auch sinnbildlich für Frauen – verschlossenen Altarraum von St. Peter.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Für eine lebendige Kirche und das Diakonat und Priesteramt auch für Frauen spricht sich die Initiative Maria 2.0 aus, die in einer Überraschungsaktion vor wenigen Tagen ihr Thesenpapier an Dom- und Kirchentüren im gesamten Bundesgebiet gehängt haben – und nun streiken. Sie verzichten auf die Teilnahme an der Heiligen Messe und lassen ihre Ehrenämter ruhen. „Das ist ein Zeichen von großer Wucht“, zitiert Gunda Hagens, die katholische Frauenseelsorgerin der Region Krefeld, auf ihrer eigenen Internetseite den Generalvikar Klaus Pfeffer von Essen. Dieser Protest müsse ernst genommen werden, weil er aus der Mitte der Kirche käme und einer breiten Mehrheit der Gläubigen aus dem Herzen spreche. Für Gunda Hagens ist dieser Protest längst überfällig. Und sie ist nicht allein. Ne ben der Frauenseelsorge in Krefeld und dem Diözesanverband Aachen der Katholischen Frauen Deutschland (kfd) werden die Forderungen von Maria 2.0 von Frauen und Männern in der Kirche unterstützt.

Feministische Theologie ist in den 1980er-Jahren groß geworden

1987 hat Gunda Hagens an der katholischen Hochschule Mainz unter anderem bei Dr. Hanneliese Steichele, Professorin für Altes und Neues Testament im Fachbereich Praktische Theologie, und bei Dr. Irene Willig studiert. „Es war gerade die Zeit, als feministische Theologie groß geworden war und ich mir dachte, es tut sich was in der katholischen Kirche.“ Doch dann kam aus Rom ein Schreiben von Papst Johannes Paul II, das im Tenor aussagte, dass die Kirche nicht die Vollmacht habe, zu ändern, dass auch Frauen zu Priesterinnen geweiht werden dürfen. Das sei trotz aller Bemühungen aus der Mitte der Kirche heraus bis heute so geblieben.

Seit 2005 arbeitet sie auch im Beerdingungsdienst, ein Arbeitsfeld, das ihr sehr am Herzen liegt. „Mit welch’ großer Offenheit mir die Menschen dort als Vertreterin ihrer Kirche begegnen, wie viel Vorschuss-Vertrauen mir entgegen gebracht wird, das ist nicht an die geschlechtliche Rolle geknüpft“, erzählt sie in ihrem Büro an der Oberstraße 10 in Uerdingen. Oder ob bei der seelsorgerischen Begleitung in Kindertagesstätten oder der Krankenhaus-Seelsorge, vorbereitende Tätigkeiten dürfe sie ausführen, aber selber taufen oder eine Krankenhaussalbung geben, das dürfe sie als Frau nicht. „Und das schmerzt“, sagt Gunda Hagens.

Während Stimmen laut werden, dass die Frauen der Protestbewegung Maria 2.0 die Kirche spalten würden, schüttel Gunda Hagens darüber nur den Kopf: „Die Spaltung hat es eh schon gegeben, mit denen, die aus der Kirche ausgetreten sind.“ Und das werden immer mehr. Frauen, die der Kirche seit vielen Jahren ob hauptberuflich oder auch ehrenamtlich dienen, und von der katholischen Kirche mit ihrer Jahrtausende alten starren Tradition geflissentlichen übersehen werden. Diese Frauen drohe die Kirche zu verlieren, wenn sie sich nicht modernisiert und Frauen gleichbehandele.

Doch dass Fass zum Überlaufen gebracht habe der schwere Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche und die nur sehr schleppende Aufarbeitung und Aufklärung gebracht. Unter dem Hashtag (ein mit Doppelkreuz versehenes Schlagwort fürs Internet) „glaubwürdig“ fordert Maria 2.0, dass die Taten sexualisierter Gewalt in der Kirche umfassend aufgeklärt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen, Ursachen konsequent bekämpft werden. Viel zu lange schon sei die katholische Kirche ein Tatort sexueller Gewalt. Kirchliche Machthaber hielten immer noch Informationen zu solchen Gewaltverbrechen unter Verschluss und würden sich aus der Verantwortung stehlen.

Viele Christen, wie auch Gunda Hagens warten jetzt sehnlichst ab, ob der synodale Weg Veränderungen bringen wird. Der Synodale Weg ist ein Reformprozess innerhalb der katholischen Kirche, der angesichts der Missbrauchsfälle angestoßen wurde. Doch das Verhalten von Kardinal Rainer Maria Woelki, der ein Gutachten unter Verschluss hält und ein neues in Auftrag gegeben hat, das er am 18. März vorlegen will, schafft nicht unbedingt neues Vertrauen. Wenn das nicht aufgebaut werden kann ebenso wenig wie ein gleichberechtigtes, der heutigen Zeit angemessenes Miteinander werden der Kirche die Menschen davon laufen und die jetzigen Strukturen nicht überleben.