Satistik zum Download verfügbar Mieten in Krefeld steigen um bis zu zwölf Prozent

Krefeld · Der neue Mietspiegel für Krefeld ist da. Die Kosten für die Mieter sind gestiegen – doch wie sieht es im Vergleich zu anderen Städten aus? Ein Überblick.

Die Herausgeber des Mietspiegels sprechen von einer moderaten Erhöhung.

Foto: dpa-tmn/Markus Scholz

Der „Arbeitskreis Mietspiegel 2023“ hat den neuen Mietspiegel für die Stadt Krefeld veröffentlicht. Die Mieten in Krefeld sind seit der Veröffentlichung des letzten Mietspiegels vor zwei Jahren je nach Wohnlage zwischen acht und zwölf Prozent gestiegen. Im bundesweiten Vergleich ordnet der Arbeitskreis die Krefelder Mietsteigerung als moderat ein. Deike Herrmann, Leitung des städtischen Fachbereichs „Vermessung, Kataster und Liegenschaften“ spricht in diesem Zusammenhang von einem „friedlichen Verhältnis von Mietern und Vermietern“.

„Objektiv haben Krefelderinnen und Krefelder oft den Eindruck, dass die Mietpreise stark gestiegen sind. Im Mietspiegel aber spiegelt sich das nicht wider“, erklärt sie. „Auch der gemeinsame Eindruck des Arbeitskreises ist ein anderer: Mieter und Vermieter leben hier in Krefeld in einer guten Koexistenz. Es gibt nur wenige Klageverfahren wegen Mietpreissteigerungen.“ Im bundesweiten Vergleich liegt der Mietspiegel der Stadt Krefeld mit einer mittleren Miete von rund acht Euro pro Quadratmeter unter den durchschnittlichen Mietpreisen und rangiert damit auf einem ähnlichen Niveau wie Mönchengladbach, Viersen oder Gütersloh.

Der Mietspiegel teilt dabei die Bewertung der Mietpreise in vier Wohnlagen von A bis D ein. Wohnlage A stellt dabei Wohnungen in zentraler Lage mit guten Verkehrsanbindungen, größtem Angebot für den Einkauf und für die Nutzung öffentlicher Einrichtungen, zum Beispiel aus den Bereichen Bildung, Kultur, Verwaltung und Freizeit, dar. Auch Wohnungen in ruhigen, durchgrünten Lagen sowie in dezentralen, jedoch aufgrund des gehobenen Wohnumfeldes überdurchschnittlich begehrten Lagen – zum Beispiel im Umfeld des Stadtwaldes oder dem Bismarckviertel – werden hier berücksichtigt.

Der Mietspiegel betrachtet die Mieten der letzten sechs Jahre

Die Wohnlage D zeigt dagegen die Mietpreisentwicklung in Gebieten in Randlagen mit einer schwachen Verkehrsanbindung und wenig Zugang zu öffentlichen Einrichtungen. Gleichzeitig teilt der Mietspiegel die Wohnungen in Baualtersklassen ein. Insgesamt liegen die Quadratmetermieten in allen Wohnlagen bei zwischen 5,20 Euro und elf Euro. Im Schnitt haben sich die Mietpreise für die Wohnlagen A und D um rund neun Prozent erhöht. In den Wohnlagen B und C wurden durchschnittlich rund zwölf Prozent Mietpreissteigerung beobachtet. Grundsätzlich betrachtet der Mietspiegel die Mieten der letzten sechs Jahre.

Auffällig ist, dass vor allem in Häusern, die vor 1948 gebaut wurden, die Mieten gestiegen sind. „Diesen Wert gilt es, mit Vorsicht zu interpretieren, denn uns liegen keine Werte über mögliche Modernisierungsmaßnahmen in den Immobilien vor“, erklärt Deike Herrmann. „Es lässt sich vermuten, dass die Immobilien zuletzt saniert und modernisiert wurden und die Mietsteigerungen deswegen hier höher sind als im Durchschnitt.“

Für Michael Heß als Geschäftsführer von „Haus und Grund Krefeld und Niederrhein“ sind die Mietpreisentwicklungen in Krefeld ein Indiz für einen überwiegend ausgeglichenen Wohnungsmarkt, erklärt er: „Der Wohnungsmarkt in Krefeld ist weit entfernt von den Problemen der Metropolstädte wie Düsseldorf, Köln oder München.“

Seitens der Mieter bewerten Rechtsanwalt Sascha Östreich und Silvia Simons für den Vorstand als Vertreter des Vereins „Mietverband Niederrhein“ den Mietspiegel: „Wir hätten uns für die Mieter in Krefeld natürlich gewünscht, dass sie nicht oder noch weniger von Mietpreissteigerungen betroffen sind, müssen aber die vorliegenden Daten so akzeptieren.“

16 000 Datensätze liegen
dem Mietspiegel zugrunde

In Krefeld hat sich für die Ermittlung und Herausgabe des Mietspiegels 2023 ein Arbeitskreis gefunden. Dieser besteht aus Vertretern der Stadt Krefeld, von „Haus und Grund Krefeld und Niederrhein“ sowie vom Mieterverband Niederrhein. In der Vergangenheit haben Haus und Grund und der Mieterverband über 40 Jahre gemeinsam den Mietspiegel herausgegeben. Mit der nun 22. Fortschreibung der Erhebung wird die seit Juli 2022 geltende „Reform des Mietspiegelrechts“ umgesetzt. Gemeinden mit mehr als 50 000 Einwohnern sind nun in einer zweijährigen Taktung verpflichtet, einen eigenen Mietspiegel zu erstellen. Zur Erfassung der Daten hat sich die Stadt Krefeld am bewährten Vorgehen von Haus und Grund orientiert: Es wurde eine Online-Befragung durchgeführt, Wohnungsgesellschaften befragt und der Gutachterausschuss einbezogen. Die Auswertung beruht auf mehr als 16 000 Datensätzen.

Die Veröffentlichung des neuen Mietspiegels bietet Mietern und Vermietern eine Grundlage für die Festlegung fairer Mietpreise. Mieter können den Mietspiegel nutzen, um sicherzustellen, dass sie nicht überhöhte Mieten zahlen, und Vermieter können die Richtlinien des Mietspiegels als Referenz für die Preisgestaltung verwenden. Dadurch wird das Risiko von Streitigkeiten über Mietpreise reduziert, heißt es von den Herausgebern.

Der Mietspiegel stellt auch für die Stadtplanung und -entwicklung eine wichtige Informationsquelle dar. Er ermöglicht es den Behörden, den Wohnungsmarkt zu analysieren, Trends zu erkennen und gegebenenfalls Maßnahmen zur Förderung von bezahlbarem Wohnraum zu ergreifen. Darüber hinaus ist der Mietspiegel auch für Investoren und Immobilienmakler von Interesse, da er Einblicke in die Mietpreislandschaft bietet und bei Investitionsentscheidungen unterstützen kann. Red

(Red)