Paul Prött Trachten-Krimi um Prött fast aufgeklärt

Krefeld · Die Sammlung des Kölner Künstlers und Grafikers hat viele Fragen aufgeworfen. Im Textilmuseum konnten nach langer Recherche einige beantwortet werden.

Museumsleiterin Annette Schieck vor einem Teil der sehr gut erhaltenen Trachten.

Museumsleiterin Annette Schieck vor einem Teil der sehr gut erhaltenen Trachten.

Foto: NN

Da soll nochmal jemand sagen, dass Museumsarbeit langweilig ist: Endlich haben Forscher neue Puzzleteilchen zum Leben des Malers Paul Prött und dessen an die 1000 Objekte umfassende Trachtensammlung aufgedeckt und diese zu einer Momentaufnahme zusammengefügt. Über ein Jahr lang haben Uta Christiane Bergemann, Isa Fleischmann-Heck und Annette Schieck zu diesem Thema recherchiert. Dabei folgte vor allem Bergemann vielen Brotkrumen in Form von Briefen, Rechnungen und Protokollen, um mehr über das Leben des Kölner Künstlers herauszufinden. „Leider ist noch viel offen“, sagt sie und wirkt dabei leicht gewurmt.

So wissen die Forscherinnen immer noch nicht, wie die Sammlung in Prötts Hände gelangte und später ihren Weg in die Gewebesammlung der Höheren Fachschule für Textilindustrie Krefeld fand. „Im Moment fehlen trotz intensiver Recherchen leider noch einige Beweise, die unsere Theorien bestätigen“, erklärt Bergemann. Allerdings gäbe es viele Hinweise, die Spielraum für Interpretationen lassen. Doch von Anfang an.

Ziel der Forscherinnen war es, Licht ins Dunkel zu bringen

1943, inmitten des Zweiten Weltkrieges, erhält die Gewebesammlung in Krefeld ein „umfangreiches Konvolut an Bekleidung, Trachten und Schmuck“. Auf der Objektliste ist der Name Prött verzeichnet – ein Kölner Maler und Grafiker. 75 Jahre lang liegt die Sammlung im Depot, unbearbeitet und unerforscht. Es gibt zwar einen kleinen Katalog der damaligen Leiterin der Gewebesammlung, Renate Jacques, der in den 70er Jahren veröffentlicht wurde, aber dieser sei nicht vollständig und gebe auch keine Hinweise, woher die Sammlung stamme, erzählt Annette Schieck.

Um in dem ganzen Sammlungsmysterium Licht ins Dunkel zu bringen, nehmen Experten 2016 und 2017 die Sammlung genauer unter die Lupe. Dabei soll eine Fachtagung helfen, die Medien berichten. Durch Zufall googelt Hermann-Victor Johnen, ein entfernter Verwandter Prötts väterlicherseits, den Namen „Prött“ und stellt für Bergemann den Kontakt zu Lieselotte Johnen her. Die Stieftochter Prötts weiß viele Geschichten über ihren Vater zu berichten und hilft damit ein genaueres Bild des Künstlers zu schaffen. So erzählt sie unter anderem, dass er mittellos war und aus eigener Tasche eine derart umfangreiche Sammlung nicht hätte finanzieren können. Für Bergemann stellt sich die Frage: Hat Prött etwa im Auftrag der Nationalsozialisten gehandelt? Ein Gedanke, den sie schnell verwirft.

„Er lehnte laut seiner Stieftochter jegliche Nazipropaganda ab“, erklärt Bergemann. „Deshalb war er auch kein Mitglied der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP).“ Davon abgesehen spräche auch die Tatsache, dass er kein Mitglied der Reichskammer der Bildenden Künste gewesen sei, dafür, dass Prött nicht im Auftrag der Nazis gehandelt habe. Momentan geht Bergemann davon aus, dass er die Sammlung aus Eigeninteresse zusammengestellt hat.

Dafür würde die Beliebigkeit sprechen, die anmuten lässt, dass sein Augenmerk auf dem Sammeln von „tollen und alten“ Stücken lag. Aber auch ein Einsatz als Mittelsmann für die Gewebesammlung wäre möglich. All das könne aber nicht mit Sicherheit beantwortet werden und müsse daher anhand einer Analyse der Sammlung noch untersucht werden. Sicher ist auf jeden Fall, dass die Gewebesammlung der Höheren Fachschule für Textilindustrie Krefeld für seine Sammlung 120 000 Reichsmark bezahlte. „Geldgeber war aber mit Sicherheit nicht die Stadt Krefeld“, wirft Bergemann ein.

Sammlung in einem Katalog minutiös zusammengefasst

Wer es letztendlich gewesen sein könnte, bleibt unklar. Doch warum sollte ein Lehrinstitut Geld für eine Sammlung ausgeben, die überhaupt nicht zu der Ausrichtung der Schule passt? Isa Fleischmann Heck hat hierzu eine These: „Aufgrund der Ideologie der NS-Zeit, die das Bauerntum als Urzelle des Volkswesens sah, sollte es an der Schule eine neues Fach geben: Modeschaffen. Daher wäre es vorstellbar, dass der Fachbereich eine volkstümliche Sammlung aufbauen wollte.“

Die Ergebnisse von Bergemann, Fleischmann-Heck und Schieck sind eine momentane Bestandaufnahme. Vor allem das Leben Prötts müsse nach wie vor analysiert und untersucht werden. Der Trachten-Krimi um Paul Prötts Sammlung geht also weiter.