Forstwirtschaft Das ist der neue Stadtförster

Der 34-jährige Jens Poschmann bewirtschaftet ab sofort den Krefelder Wald.

Hoch motiviert ist der neue Stadtförster Jens Poschmann mit seinem Hund Luna (11 Monate).

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

„34 Jahre jung, ledig, naturverbunden, keine Kinder, aber ein Hund“: Was sich anhört wie eine Kontaktanzeige, ist die humorvolle Selbstdarstellung des neuen Stadtförsters Jens Poschmann, der am Mittwoch von seinem Dienstherrn und Vorstand des neuen Kommunalbetriebs, Helmut Döpcke, der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Seit August arbeitet er sich ein, unterstützt von Forstwirtschaftsmeister Reinhard Possberg und zwölf Forstwirten. Noch sind es 70 Prozent Büroarbeit an ungewohnter Stelle im 6. Stock des Verwaltungsgebäudes am Ostwall und nur 30 Prozent Arbeit im Wald, aber das soll sich schon bald ändern, denn 1000 Hektar städtischer Wald wollen gepflegt werden.

Nachhaltigkeit ist
ihm wichtig

Die größten Areale seines neuen Reviers hat er schon kennengelernt, den Forstwald, das Hülser Bruch, den Hülser Berg und den Stadtwald. „Ich laufe jeden Abend mit Hündin Luna ein anderes Stück Wald ab“, sagt der leidenschaftliche Jäger, der in Göttingen Forstwissenschaften studiert und mit dem Master abgeschlossen hat. Die elf Monate alte Jagdhündin Luna ist seine treue Begleiterin. „Sie ist sehr lernwillig und hat sich schon bei den Mitarbeitern im Büro eingeschmeichelt, um ein Leckerli abzustauben.“

Die Leidenschaft für Wald und Natur hat der gebürtige Sauerländer von seinem Großvater, mit dem er schon in seiner Jugend aus dem familieneigenen Wald per Trecker Holz abgefahren hat. Zuletzt hat er mehr als drei Jahre als Forsteinrichter in Thüringen gearbeitet. „Dort habe ich viel gelernt, zum Beispiel über die zehnjährige Planung für den Wald, die eine Art Handbuch für Förster ist, über Baumzuwachs und die zulässige Menge an Schlagholz, ohne Raubbau an der Natur zu betreiben.“

Das Bild vom
Forsthaus Falkenau

Nachhaltigkeit ist ihm besonders wichtig. „Der derzeit so vielbenutzte Begriff ist 300 Jahre alt und stammt aus der Forstwirtschaft.“ Neben der Bewirtschaftung des kommunalen Waldes nach Landschaftsplänen, Flurbereinigung und Raumordnung gehören auch die Betreuung der Wildgehege und die Unterhaltung der Reitwege zu seinen Aufgaben. „Das Bild vom TV-Förster im Forsthaus Falkenau, der den ganzen Tag im Jeep durch den Wald fährt und das Gewehr schultert, ist überholt“, sagt Poschmann lachend. Heute dominieren Computer und Handy als Arbeitswerkzeuge.

Sein Team aus Forstwirten kümmert sich außerdem um das Fällen kranker Bäume und den Abtransport, um Waldpflege, Instandhaltung von Sitzbänken und Müllentsorgung. „Eine Voraussetzung für seine Einstellung war, dass er einen Jagdschein besitzt, denn als Stadtförster hat er auch die Aufsicht über den Tierbestand“, sagt Kommunalchef Döpcke und ergänzt: „Der Krefelder Wald dient zuerst der Naherholung der Bürger und dem Umweltschutz.“

Auf eine Schulnote zur Beurteilung des Gesundheitszustandes des Krefelder Waldes wollte sich Poschmann nicht festlegen. Der Wald sei in einem guten Zustand, lobt er Amtsvorgänger Arno Schönfeld-Simon und stellt fest: „Einen 100 Prozent gesunden Wald gibt es nicht.“ Schädlinge wie Käfer, Raupen und Pilze befallen immer wieder die Bäume. Ein aktuelles Problem sei der Befall vor allem junger Eschen mit einem asiatischen Pilz, der sich in ganz Deutschland verbreite und gegen den es noch kein Mittel gebe.

Deshalb habe man zuletzt am Europaring Eschen wegen Umsturzgefahr schlagen müssen. Zu schaffen mache dem Wald auch die lange Trockenheit. Den älteren Bäumen werde sie weniger schaden als den Jungpflanzen, vermutet Poschmann. „Der Klimawandel schreitet schneller voran, als sich der Wald darauf einstellen kann.“