Premier League Krefelds Partnerstadt Leicester rüstet sich für Fußball-Party
Wenn Leicester am Sonntag im Old Trafford Stadion gegen Manchester United antritt, könnte mit Glück ein Märchen wahr werden.
Krefeld. Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade zufällig fünf Euro in der Tasche gefunden. So richtig etwas damit anzufangen wissen Sie nicht, gegenüber steht ein Wettbüro. Als treuer Fan Ihres Vereins setzen Sie diese fünf Euro einfach mal auf einen Meistertitel. Im Glauben, dass Sie diesen Fünfer sowieso nie wieder sehen. Schließlich hat die Mannschaft in der vergangenen Saison so gerade eben den Abstieg vermieden, und in einer milliardenschweren Fußball-Liga wie der englischen Premier League hat man als kleiner Provinzclub mit wenig Geld kaum Chancen.
Falsch gedacht. In Krefelds Partnerstadt Leicester machen sich die Fußballer gerade daran, ein Märchen zu vollenden. Leicester City steht drei Spieltage vor dem Ende der Saison mit sieben Punkten Vorsprung quasi uneinholbar an der Tabellenspitze. Am Sonntag kann mit einem Sieg ausgerechnet beim englischen Rekordmeister Manchester United der erste Titel der Vereinsgeschichte perfekt gemacht werden. Es wäre die größte Sport-Sensation in der Neuzeit. Aus fünf Euro werden neun Monate später auf einmal 25 000. Im 545 Kilometer (Luftlinie) entfernten Leicester rüstet man sich so langsam für die große Party. Lange wurde an der Beständigkeit des Clubs gezweifelt. Trotz großen Vorsprungs glaubte noch Anfang März keiner so richtig an die Sensation. Doch die „Füchse“, wie ihr Spitzname lautet, straften alle Kritiker Lügen, spielten weiter ihren Stil und gewannen Spiel um Spiel.
Dass ausgerechnet im altehrwürdigen Old Trafford Stadion in Manchester der Titel perfekt gemacht werden kann, rundet das Fußball-Märchen möglicherweise passend ab. In Leicester jedenfalls hält es Sonntag keinen in den eigenen vier Wänden. Im heimischen Stadion wird es ein Public Viewing geben, die Pubs und Bars im Umkreis werden rappelvoll sein. In der Provinzstadt wurden sogar mehrere Tausend Unterschriften gesammelt, um das Spiel im Zentrum der 330 000-Einwohner-Stadt zu übertragen. Komischerweise wurde diese Petition aufseiten der Stadt nicht wirklich wahrgenommen. Die fußballverrückten Engländer kennen dabei keine Grenzen.
Die rund 32 000 Eintrittskarten für das letzte Heimspiel am 7. Mai gegen Everton waren in Rekordzeit verkauft, wer trotzdem dabei sein möchte, muss tief in die Tasche greifen. 19 000 Euro für zwei Tickets lautet das skurrile Angebot auf einer inoffiziellen Seite, Tendenz steigend. Während die Fans den Moment also kaum erwarten können, zittern die Buchmacher von Spiel zu Spiel mehr. Vor der Saison lag die Quote bei 1:5000.
Zum Vergleich: Die Chance, dass Elvis Presley noch lebt, liegt bei vergleichsweise geringen 1:2000. Genau zwölf Personen haben auf den Sensationsausgang getippt, behauptet der britische Nachrichtensender BBC. Laut dem führenden englischen Wettanbieter „William Hill“ droht den englischen Buchmachern eine Rekord-Auszahlung von umgerechnet rund 12,8 Millionen Euro. Es wäre der größte Verlust für die Buchmacher auf Premier-League-Wetten.
Selbst wenn es mit einem Sieg am Sonntag nicht klappen sollte, am Titel zweifelt in England kaum noch jemand. Falls Konkurrent Tottenham seine restlichen drei Spiele nämlich nicht gewinnt, reicht den „Foxes“ aus drei Spielen schon ein Punkt. Dass der Fall der verspielten Meisterschaft Leicesters noch eintritt, wäre aber womöglich genau so sensationsträchtig wie das Meister-Märchen von Krefelds Partnerstadt selber.