Kultur 10 000 Euro Eintritt für eine Show

Trio will mit der „teuersten Veranstaltung der Welt“der freien Krefelder Kulturszene zu mehr Aufmerksamkeit und Selbstbewusstsein verhelfen. 100 Künstler haben zugesagt.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Was ist den Krefeldern ihre Kultur wert? Und was kann man machen, um diese Frage kreativ zu stellen? Darauf Antworten zu entwickeln, war und ist der Ansporn von Johannes Floehr — Poetry-Slammer, Autor, Moderator und Querdenker. In der Kultkneipe Tannenhöhe bespricht er seine Idee mit Bernard Mescherowsky und Jörg Enger und tüftelt mit ihnen an einem Konzept. Und es bleibt nicht bei einer fixen Kneipen-Idee. Der Termin steht.

Am 28. Oktober steigt in der Friedenskirche die 10 000-Euro-Show. „Der Eintritt kostet wirklich 10 000 Euro, zwei alkoholfreie Getränke inklusive“, sagt Jörg Enger, der der „Macher“ des Trios ist. Wenn der Organisator das den Leuten erkläre, würden viele erst mal verdutzt schauen. Kein Wunder: „Es ist die teuerste Veranstaltung der Welt“, sagt Johannes Floehr.

Das Problem aus Sicht der Initiatoren: „Massenevents in den großen Hallen stechen alles andere aus. Dabei gibt es in Krefeld zahlreiche Stellen, wo immer was passiert und alle Geschmäcker abgedeckt werden.“ Leider würden diese kleineren Kulturevents nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. „Es existiert ein Informationsvakuum für die kleinen, feinen Veranstaltungen abseits des Mainstreams“, ist auf der Facebook-Seite zu lesen, über die das Trio fleißig die Werbetrommel rührt. „Die Leute sind zufrieden, wenn sie ein großes Event besuchen. Leider fehlt das Grundinteresse für kleinere Veranstaltungen“, sagt Johannis Floehr und ergänzt: „Oder es bekommt keiner mit.“ Ein großer Aspekt der Aktion ist, Aufmerksamkeit zu schaffen. „Über den Eintrittspreis wollen wir natürlich auch für Gesprächsstoff sorgen“, sagt Bernard Mescherowsky.

Aber: „Es ist Ernst gemeint, wir wollen Tickets verkaufen.“ Ein Spendenkonto auf den Namen der Krefelder Musikerinitiative steht bereit. „Wir fliegen davon nicht nach Ibiza, das Geld fließt zurück in die Kulturszene“, sagt Enger. Bei Letzterer zündet die Idee jetzt schon. Bei Informationsveranstaltungen im Südbahnhof tauschten sich bei zwei Treffen schon zahlreiche Künstler aus. Bis zum Schluss soll das Event offen für Anregungen bleiben und der Kollektiv-Gedanke einen hohen Stellenwert haben. Rund 100 Kulturschaffende haben schon ihr Kommen zugesagt.

Darunter bekannte Krefelder Gesichter wie die Musiker vom Provinztheater oder Kabarettist Volker Diefes, aber auch Schriftsteller und Akteure der bildenden Kunst. Im Vorfeld sollen auch „Guerilla-Aktionen“ für Aufmerksamkeit sorgen und die Kulturszene in den öffentlichen Raum tragen.

Die eigentliche Veranstaltung Ende Oktober wird ein Zwölfstundenmarathon mit zahlreichen Auftritten der Künstler. Dabei soll das Event auch Messecharakter haben und Raum für ungewöhnliche Vernetzungen bieten. „Jetzt ist es zum Beispiel so, dass sich die Musiker untereinander gut kennen, aber wenig mit Schriftstellern zu tun haben.“

Die Initiatoren erhoffen sich, dass durch die Aktion über Genregrenzen hinaus neue Projekte und nachhaltige Kooperationen entstehen.Auch wenn die harte Währung im Titel steht — ob die Veranstaltung am Ende gelungen ist, hänge nicht von den Einnahmen ab. „Der Erfolg der Aktion ist nicht davon abhängig, ob jemand ein Ticket für 10 000 Euro kauft, aber es wäre natürlich schön“, sagt Johannes Floehr. Und was ein Tag geballter Krefelder Kultur wert ist, ist dem Trio natürlich jetzt schon klar: „Wir alle zusammen sind 10 000 Euro wert.“