Archäologe Uwe Girndt: Unvergessene Abend am Grabungsplatz

Der Grabungsleiter des Museums geht heute in den Ruhestand. In 34 Jahren hat er etwa 2000 Gräber untersucht.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Mit den Römern fing alles an: 1971 war Uwe Girndt zum ersten Mal bei einer Grabung. Damals wurde das Kastell Asciburgium (Moers-Asberg) gefunden. Das hat ihn so fasziniert, dass er aus dem privaten Interesse seinen Beruf machte. Uwe Girndt nahm am Rheinischen Landesmuseum Bonn die Ausbildung zum Grabungstechniker auf.

Diesen Beruf hat er 34 Jahre und drei Monate am Archäologischen Museum Burg Linn ausgeübt. 1980 hat er in Linn angefangen, Ende Juli geht Uwe Girndt, Jahrgang 1949, in den Ruhestand. „Die Arbeit war immer spannend“, sagt er im Rückblick.

Ein Grabungsleiter ist für den organisatorischen Ablauf bei einer Grabung zuständig und für die Dokumentation. Er sorgt dafür, dass die richtigen Schnitte an den richtigen Stellen vorgenommen werden, er zeichnet dafür vorher genaue Pläne. Wird etwas gefunden, misst er die Fundorte aus, trägt sie in Karten ein, zeichnet und fotografiert sie. Schließlich legt der Grabungsleiter die sogenannte Stellenkarte für jedes Stück an — ein Archiv aller Funde mit genauer Beschreibung. Girndt: „In meiner Zeit am Museum habe ich etwa 2000 Gräber ausgegraben.“

In dem größten Gräberfeld mit römischer und fränkischer Belegung ist man inzwischen bei mehr als 6400 angekommen. „Die Nummern 5555 und 5595 waren die schönsten“, sagt Girndt. „In ihnen fanden wir reiche Beigaben.“ Gläser, Münzen und einen Spruchbecher hatte man einem Soldaten der 30. Legion mitgegeben. Sie sind Bestandteil der Ausstellung.

Aus dem dritten Jahrhundert stammt sein erster Fund als Grabungsleiter. „Das waren Gefallene aus dem Jahr 260, als die Franken über den Rhein kamen“, sagt er. Girndt erinnert sich gerne an die großen Grabungen in den 1980er und 1990er Jahren: „Es waren immer große Teams aus vielen Ländern — jeder musste am Abend sein Nationalgericht kochen.“ Einmal war das abendliche Feuer am Grabungsplatz so groß, dass plötzlich die Feuerwehr aus Stratum bei den Archäologen aufkreuzte.

Grabungen werden von April bis Oktober durchgeführt, in den kalten und dunklen Tagen wird aufgearbeitet. Eigentlich wollte Girndt in diesem Sommer noch eine leiten, aber das muss er seinem Nachfolger überlassen. Auf dem Feld, unter dem Schätze vermutet werden, wachsen jetzt noch Gurken. „Ich würde gerne noch eine Saison mitmachen“, sagt Girndt. „Das kann man nach 34 Jahren nicht einfach so abhaken.“ Langweilen wird er sich allerdings im Ruhestand nicht: Girndt ist Schäfermeister und hat 50 Mutterschafe auf einer Koppel bei Duisburg stehen.