Krefeld Ausstellung: Das nächste Abenteuer beginnt am 30. März

Die zweite Ausstellung im wiedereröffneten Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum steht der ersten in nichts nach.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ab Donnerstagabend ist der zweite Teil der Sammlungspräsentation „Das Abenteuer unserer Sammlung II“ im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum zu sehen. Wie bereits beim ersten Teil wurde das ganze Haus dafür komplett neu in Szene gesetzt. Vize-Direktorin Sylvia Martin hat diese Schau, die der Auftakt-Präsentation in nichts nachsteht, mit viel Einfühlungsvermögen kuratiert.

Diesmal sind viele Werke aus den Anfängen des Museums zu sehen, das in diesem Jahr seinen 120 Geburtstag feiert. Zugleich zeigt die Ausstellung anhand zweier Erzählstränge Themen, die bis in die Gegenwart eine wichtige Rolle spielen. Das erste Thema sind die Schenkungen, die von 1897 bis heute in das Museum gekommen sind. „Das Museum selbst war ja ein Geschenk der Bürger an ihre Stadt“, sagt Sylvia Martin.

Ausstellung: „Das Abenteuer unserer Sammlung II“
21 Bilder

Ausstellung: „Das Abenteuer unserer Sammlung II“

21 Bilder

In der ersten Etage des Hauses hat sie Martin sehr unterschiedliche Werke in kleinen thematischen Kapiteln arrangiert. Spektakulär ist der Auftakt im ersten großen Saal. Dort begegnet man einem der ungewöhnlichsten Objekte, einem Teil des insgesamt fast zweihundert Figuren umfassenden javanischen Schattentheaters.

Es kam anlässlich der Niederländisch-Indischen Kunstausstellung 1906 als Geschenk eines javanischen Prinzen nach Krefeld. Betritt man den Raum, sieht man die hinter einer beleuchteten Leinwand präsentierte Reihe kunstvoller Schattenfiguren, die Götter, Affenkrieger und Tiere darstellen. Geht man hinter die Wand, wird man von der Farbenpracht und dem Detailreichtum der bemalten Lederfiguren überrascht. Frisch restauriert ist dieses sogenannte Wayang-Theater erstmal zu sehen. Eine andere Schenkung aus der Frühzeit ist die mittelalterliche Skulpturen und Möbel umfassende Sammlung Kramer, die Albert Oetker dem Museum zur Eröffnung stiftete.

Dass der erste Direktor Friedrich Deneken sich nicht nur auf die Tradition besann, sondern auch moderne Kunstströmungen aufgriff, wird an verschiedenen Stellen sichtbar. So begegnet man erneut Monets Bild „Das Parlament, Sonnenuntergang“, das Deneken 1907 unter massiver Kritik für das Haus erwarb. Auch Rodins Skulptur „Eva“ ist dort zu finden, die der Textilunternehmer Fritz Leendertz 1900 auf der Pariser Weltausstellung erwarb und sie anschließend dem Museum schenkte.

Martin zeigt diese beiden Werke im Spannungsfeld deutschnationaler Strömungen aus dem 19. Jahrhundert. So nimmt das 1860 entstandene monumentale Gemälde von Lorenz Clasen, das eine mit Brustpanzer und Schwert bewaffnete „Germania auf der Wacht am Rhein“ zeigt, eine zentrale Position ein. In unmittelbare Nähe hängen zwei Porträts des Münchner Salonmalers Franz von Lenbach. Sie zeigen Otto von Bismarck und den Namensgeber des Museums, Kaiser Wilhelm I.

Auf der zweiten Etage wird die Geschichte des Museums als Motor für die Künstler in spannenden Facetten gezeigt. Dort wird unter anderem die Zeit unter Direktor Paul Wember lebendig, der nach 1945 an die Tradition Denekens anknüpfte. Dabei kommen auch die vielen ortsspezifischen Auseinandersetzungen der Künstler mit den Mies-van-der-Rohe-Villen Haus Lange/Haus Esters ins Spiel.

Man sieht Zeichnungen, die Yves Klein zu seiner legendären Ausstellung 1961 in Haus Lange gemacht hat oder kann in einem Film noch einmal nachvollziehen, wie die Künstlergruppe Haus-Rucker-Co das Haus unter einer schützenden Hülle verschwinden lässt. Ihre enge Beziehung zu den Kunstmuseen haben die Künstler ebenfalls durch Schenkungen deutlich gemacht. Zu ihnen gehören Joseph Beuys, Andreas Gursky, Gerhard Richter und viele andere. Auch die jüngste Schenkung, die erst dieses Jahr aus dem Nachlass des Düsseldorfer Künstlers Robert Rotar gekommen ist, hat jetzt einen Platz gefunden.

Was an der zweiten Präsentation besticht, ist nicht allein die Fülle, sondern vor allem das klug gewebte Netz vieler kleiner Erzählungen, die am Ende einen abwechslungsreichen Rundgang ergeben. Dabei trifft man „gute Bekannte“ wie den Monet wieder, wird aber auch viel Neues entdecken und dabei die wechselseitige Geschichte des Museums noch einmal gut nachvollziehen können. Dass man dabei manchmal ganz genau hinsehen muss, wird im Thorn-Prikker-Saal deutlich.

Neben den markanten Wandbildern entdeckt man auf einer weißen Wand einige kaum sichtbare, mit Bleistift geschriebene Worte. Es ist eine Arbeit von Robert Barry, die der Künstler 1980 für diesen Raum konzipiert hat. Damals waren die Fresken Thorn-Prikkers noch verdeckt, doch im jetzigen Kontext entfaltet die zurückhaltende Sprache Barrys eine unglaubliche Wirkung.