Krefeld Beikircher — Kabarett in R(h)einkultur

Der Kabarettist schaut seinen Landsleuten auf den Mund. Sein Publikum im Seidenweberhaus hat großen Spaß daran.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Konrad Beikircher ist ein begnadeter Geschichtenerzähler vor dem Herrn“, schrieb die WZ vor vier Jahren, als der Kabarettist in der ausverkauften Kulturfabrik auftrat. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn der mittlerweile 71-Jährige in die Jahre gekommen ist. Am Samstagabend war das Seidenweberhaus nicht ganz gefüllt. Sein Publikum ist mit gealtert, gehört durchweg der Altersklasse Ü60 an und erlebte einen humorigen Abend. Speziell Rheinländer kommen bei dem Spezialisten für heimische Mundart, der dem Volk so genau auf den Mund schaut, voll auf ihre Kosten.

Konrad Beikircher, Kabarettist

Der gebürtige Südtiroler lebt seit 1965 im Rheinland und schöpft als Multitalent aus einem schier unermesslichen Repertoire seiner fast 40-jährigen Bühnenkarriere als Kabarettist, Moderator, Buchautor, Sprecher von Hörbüchern, Komponist, Opernlibrettist und Musiker. Beikircher hat selbst so viel Freude am Umgang mit der Sprache und ihren regionalen Feinheiten, dass er das auch seinem Publikum auf vergnügliche Art vermittelt. Ein „lecker rheinisch Mädchen“ sei eine Witwe zwischen 50 und 60 Jahren.

Und ein Unterschied bestehe in Sachen Humor nicht zwischen Düsseldorfern und Kölnern, sondern zwischen diesen beiden und den Mainzern. „Ich habe noch nie einen Kölner über den Witz eines Mainzer Karnevalisten lachen hören“, sagt er verschmitzt.

Beikircher versteht es, auch Bayern, Hessen und Sachsen gekonnt zu imitieren. Auch das Näseln des Komödianten Theo Lingen und das Nuscheln eines Hans Moser beherrscht er perfekt. Solche Beispiele aus der Anfangszeit des Fernsehens wirken allerdings etwas angestaubt. Vertreter jüngerer Generationen verbinden damit keine Erinnerungen. Sein Programm ließ etwas Aktualität vermissen. Auf das angekündigte Programm „Bin völlig meiner Meinung“ ging Beikircher nur indirekt ein. Schade, denn aus diesem Thema hätte der Wahl-Bonner und Herzens-Rheinländer viel Lustiges generieren können.

Seine Meinung, mit der er durchaus im Reinen ist, teilt der bibelfeste Unterhalter seinem Publikum allerdings mit: über Kirche, Reliquien, Heilige und vor allem über die Absurditäten des Alltags. „Witze im Rheinland haben als Basis das Absurde“, erläutert er eine Eigenheit und dem Rheinländer fehle die Schadenfreude als Motiv. Typisch sei, wenn der Totengräber sagt: „Och, das mit dem Sterben werd’ ich auch noch überleben.“ Sein Vokabular ist voller Sprüche wie „Lassen Sie mich nicht lügen.“ Sein Kommentar: „Katholischer kann eine Redensart nicht sein“, wobei es im Rheinland nur eine richtige Religion gebe. „Falls jemand hier vom falschen Glauben ist, Ihr könnt gerne zurückkommen.“

In Krefeld ist Beikircher ein gerngesehener, anerkannter Gast. 2005 erhielt er als erster die Ehrenkrähe aus den Händen von „Krähenvater“ Jochen Butz.