Ausstellung: Die Kunst des gewebten Fadens
Im Textilmuseum Linn beginnt eine neue Schau.
Krefeld. Ein Faden gehört immer dazu, und seine Führung durch Stoff, Metall, Gaze, Wolle oder durch Papier: Die neue Ausstellung im Deutschen Textilmuseum fasst eine große Auswahl unterschiedlicher Arbeiten mit Stichen zusammen. "Art of the Stitch" heißt die neue Schau. Sie war schon in Birmingham zu sehen, wird anschließend nach Budapest und Sevilla wandern.
Ursprünglich haben sich 608 Künstler aus 37 Ländern beworben. Die traditionsreiche "Embroiderer’s Guild" mit Sitz in Hampton Court hatte dazu aufgerufen. 56 Arbeiten wurden zur Ausstellung ausgewählt, drei Preisträger gekürt.
Brigitte Tietzel, Leiterin des Textilmuseums Linn, erläuterte die Vorgehensweise, denn sie war eine der sieben Juroren. "Wir haben die Arbeiten nach Fotos ausgewählt, da wird man manchmal der Größe oder der Plastizität einer Arbeit nicht gerecht." Beispiel dafür ist das Stillleben, das nach Morandi gestaltet scheint.
Überhaupt ist es erstaunlich, was für Dinge die Menschen in diesem Bereich mit viel Fleiß und Bemühen herstellen. Da gibt es einen wunderschönen Bettlakenstoff mit Kindheitserinnerungen: Beim Betrachten kann man in allerhand norwegische Geschichten versinken oder sich an die eigene Kindheit erinnern.
Zauberhaft und von ganz eigener künstlerischer Aussage, ein Triptychon, das den ersten Preis davontrug, wurde von einer litauischen Künstlerin in Blau und Weiß auf Schwarz gefertigt. Auch viele andere Dinge sind sehr modern. "Auf traditionelle Stickereien, wie viele türkische Teilnehmerinnen sie eingesandt haben, hat die Jury mit ihrem Mehrheitsurteil verzichtet", erklärt Brigitte Tietzel. Dafür hat die Mehrheit sich für das Moderne, das Ungewöhnliche, manchmal das Humorvolle und oft auch das Tiefgründige entschieden.
Großartig: Die orangerote Krabbe in Lebensgröße. Fein und ziseliert: Architekturmodell mit akkuraten schwarzen Fäden. Kuschelig: ein Patchwork aus Puppenklamotten. Gruselig: Ein gehäuteter Kopf aus Silberfäden. Und bei einigen Arbeiten ist die kunstvolle Anfertigung bedeutender als der Inhalt. Jeder Besucher aber kann hier schnell seinen Liebling finden: Eine sehenswerte Schau.