Bach-Konzert: Brocken bravourös bewältigt
Bachs H-Moll-Messe verlangt allen Beteiligten Höchstleistungen ab. In der Friedenskirche gab es begeisterten Applaus.
Krefeld. Johann Sebastian Bachs H-Moll- Messe ist ein kolossales Opus, das von Musikern über zwei Stunden Höchstleistung verlangt. Die Musikgeschichte weiß davon zu berichten, dass Anfang des 19. Jahrhunderts Carl Friedrich Zelter, der Leiter der Berliner Singakademie, mit einer Aufführung dieser Messe seine Probleme hatte: Die Partien waren so schwer, dass der Chor streikte und empörte Sänger die Akademie verließen.
Beim Konzert in der Friedenskirche am Sonntag bestand in dieser Hinsicht keine Gefahr. Das Vokalensemble St. Dionysius und das Apollon-Ensemble unter Leitung von David Cavelius stellten sich der Herausforderung.
Selbst Bach hatte das monumentale Werk nicht "aus einem Guss" erschaffen: Es ist ein tönernes Mosaik aus 27 "Steinen" - durchaus auch als "Brocken" zu bezeichnen. Bestehende Kompositionen fügte Bach mit neuen Werken zusammen, die er eigens für die H-Moll-Messe schrieb. Noch 1749, ein Jahr vor seinem Tod, überarbeitete Bach seine "Hohe Messe".
Als singende Solisten traten in der Friedenskirche Heidrun Kordes (Sopran), Mechthild Georg (Alt), Andreas Post (Tenor) und der Bass Matthias Zangerle auf, teilweise auch in kammermusikartigen Duetten oder Trios mit einzelnen Instrumentalisten.
Die kräftigen Lobpreisungen Gottes wurden von Orchester und Chor auch um sehr zurückhaltende, filigrane Stücke bereichert, die etwas Besinnung in das voluminöse Klangbild brachten. Ein besonderer Genuss waren das "Domine Deus" (Flötensolo Julia Bremm mit Sopranistin und Tenor) sowie das "Benedictus", wiederum mit Flöte, Cello und der Tenorstimme. Der abschließende Gesang "Dona nobis pacem" (Gib uns Frieden) ließ die Bitte im Forte, unterstützt von Pauken und Trompeten, in den Kirchenraum schallen.
Ein fulminantes Ende einer eindrucksvollen Aufführung. Das Publikum bedankte sich mit stehendem Applaus für das herausragende Musikerlebnis in der Friedenskirche.