Beethovens flammendes Plädoyer für die Freiheit
Generalmusikdirektor Mihkel Kütson erläutert vorab das 2. Sinfoniekonzert.
Krefeld. In einer der berühmtesten Anekdoten der Musikgeschichte berichtet der Beethoven-Schüler Ferdinand Ries folgendes: Beethoven habe im Mai 1804 vor seinen Augen das Titelblatt seiner, ursprünglich Napoleon gewidmeten, dritten Sinfonie in „republikanischem Zorn“ zerrissen: Der Held des jungen, von den humanistischen Idealen der Französischen Revolution berauschten Ludwig van Beethoven hatte sich soeben zum Kaiser ernannt. „Ist der auch nicht anders wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize fröhnen; er wird sich nun höher wie alle Anderen stellen, ein Tyrann werden!“
In unserem 2. Sinfoniekonzert erforschen wir das revolutionärste und fortschrittlichste Werk des Komponisten und möchten sein flammendes Plädoyer für Freiheit und Gleichheit erklingen lassen.
Auch der zweite Komponist des Abends, Benjamin Britten, war ein Mann mit politischen Idealen. Der bekennende Pazifist und Kriegsdienstverweigerer hat mit Werken wie dem „War Requiem“ ein Mahnmal gegen Krieg und Ausbeutung gesetzt.
Seine Cello Symphony op. 68 widmete er dem sowjetischem Cellisten Mstislaw Rostropowitsch. In der Zeit des Kalten Krieges hat er dieses Werk - als seinen eigenen Beitrag zur Überwindung der scheinbar unüberwindbaren politischen Grenzen — in Moskau uraufgeführt.
Mit seiner höchst rhetorischen Spielweise ist der niederländische Ausnahmecellist Pieter Wispelwey prädestiniert für ein solch anspruchsvolles Repertoire. Wispelweys Wirkungskreis umfasst die ganze Welt, zu seinen Partnern gehören Orchester von Concertgebouw Amsterdam über Boston Symphony bis Tokyo Philharmonic. Nächste Woche haben die Niederrheinischen Sinfoniker die Freude, mit ihm zu musizieren. Diese Gelegenheit sollten sich die Musikfreunde am Niederrhein nicht entgehen lassen.