Kultur in Krefeld Der Künstler Caco: „Mir hat es nie an etwas gefehlt“

Am vergangenen Freitag ist der Künstler Caco nach langer schwerer Krankheit gestorben.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Caco war ein Hansdampf in vielen Feldern der Kunst und ein Krefelder Original, nun ist er verstorben. Der Mann war bildender Künstler und Lebenskünstler, Aktionskünstler und Musiker, Störenfried und Umweltaktivist. Er konnte polarisieren und für sich einnehmen. Würde man seine Freunde und Gegner in einen Topf werfen, käme dabei eine überraschend große Anzahl von Menschen heraus, die sich in einem Punkt einig sind: Der Mann gehört zu Krefeld. Nun ist Caco, am 11. November 1948 als Karl-Heinz Ramacher in Köln geboren, vor Vollendung seines 69. Lebensjahres am vergangenen Freitagmorgen nach langer schwerer Krankheit gestorben.

Als die Kinder des bürgerlichen Krefeld in den 1970er und 1980er Jahren die alternative Kultur entdeckten, hatte Caco als unberechenbarer Dada-Clown seine große Zeit. Man traf den Aktionskünstler an allen Ecken und Enden der Stadt. Dem kölschen Jung wurde Frohsinn nicht in die Wiege gelegt. Der Mann seiner Mutter kommt aus dem Krieg zurück und kann den Jungen, der nicht sein Sohn ist, nicht akzeptieren. Die Folge: Caco wächst in Heimen auf, unter anderem in Süchteln. Dass das eine harte Zeit für ihn war, hat er der WZ anlässlich seines 65. Geburtstags erzählt. In Oedt macht Caco seine Ausbildung zum Polsterer, Sattler und Dekorateur. Er absolviert Gesellenjahre in Köln, dann schubsen den 21-Jährigen erste Drogenerfahrungen aus der bürgerlichen Lebensplanung. Gemalt und geschrieben hat er schon in frühen Jahren, und 1970 schließt er sich dem Jupp-van-de-Flupp-Orchester an. Die schräge Musiktruppe wohnt als Kommune in Nettetal und zieht 1972 nach Krefeld. Auftritte absolviert die Band bundesweit.

„Beuys ist mein Chef“, hat Caco über den Mann gesagt, der ihn am meisten beeinflusst hat. Besuche in der Freien Internationalen Universität von Beuys ab 1972 gaben Cacos Leben nochmals eine Wendung.

In einer Hinterhofhalle an der Roßstraße betrieb Caco mit anderen von 1979 bis 1983 die Fluxus-Zone. Es gab experimentelle Filme, Lesungen, Ausstellungen, Konzerte, multimediale Performances. In der Nische Fluxus-Zone war Krefeld auf der Höhe der Zeit. Auch die Kulturfabrik hat Caco 1983 mit angestoßen.

In den 1990er Jahren durchlebte Caco nach eigener Erzählung die bis dahin dunkelste Periode in seinem Leben. Drogen und Alkohol warfen ihn aus der Bahn. Mit Hilfe mehrerer Therapien hat er sich aus diesem Sumpf befreit.

Als im Januar 2007 der Sturm Kyrill riesigen Schaden anrichtet, wird Caco zum Umweltaktivisten. Er ruft die Aktion „3333 Bäume für Krefeld“ ins Leben. Dafür erhält Caco 2009 das Stadtsiegel — und gibt es 2011 zurück, aus Protest gegen eine städtische Baumfällaktion. Im Sommer 2013 ist Cacos Archiv als Vorlass im Stadtarchiv eingelagert worden. Der einstige Bürgerschreck gehört spätestens seitdem unumstößlich zur Stadtgeschichte. „Ich habe immer am Minimum gelebt, aber mir hat nie etwas gefehlt“, lautete sein fast demütiges Fazit vor seinem 65. Geburtstag. Sollte es einen Himmel geben, wird es dort mit Cacos Einzug jedenfalls nicht ruhiger werden.