Kultur Die Mächtigen haben es nicht leicht

Die Premiere zu „ Ein Maskenball“ begeistert die Zuschauer am Theater Krefeld. In dem Stück geht es um Mord und Liebe.

Foto: Matthias Stutte

Krefeld. Die Premiere der Oper „Ein Maskenball“ war ein großer Erfolg: Solisten, Chor und Musiker wurden vom Publikum reich beklatscht. Besonderer Beifall galt dabei dem Tenor Timothy Richards aus Berlin, der sehr kurzfristig für die beiden Besetzungen eingesprungen war. Sowohl Kairschan Scholdybajew wie Michael Siemon sind erkrankt — so gab es ein Wiedersehen und Wiederhören des walisischen Sängers, der bereits 2005/2006 auf der Bühne des Stadttheaters stand.

Dass er eingesprungen war, war nicht zu merken: Timothy Richards beherrscht das italienische Fach meisterlich und war ein beeindruckender Riccardo. Von Verdis Oper „Ein Maskenball“ existieren mehrere Textfassungen. Die schwedische griff die Ereignisse um die Ermordung Gustavs von Schweden auf. Die Zensur in Neapel ließ eine Aufführung nicht zu — ein Königsmord durfte in den unruhigen Zeiten des 19. Jahrhunderts keinesfalls auf die Bühne.

Daher wurde die Handlung in die englische Kolonie Boston verlegt. Riccardo wird zum Gouverneur in einer parlamentarischen Demokratie. In der Aufführung im Stadttheater nun katapultieren Bühne (Hermann Feuchter) und Kostüme (Caroline Dohmen) das Geschehen in die USA der 60er Jahre. Riccardo ist Präsident, umgeben von Militärs und Anzugträgern — der moderne Hofstaat. Die Ouvertüre zu diesem Akt kündigt es schon an: Riccardo hat nicht nur Anhänger, sondern auch Gegner. Ein weiteres musikalisches Motiv ist das seiner Liebe. Riccardo verehrt Amelia, die jedoch mit dem Offizier Renato verheiratet ist. Dann tritt die Referentin Oscar (Sophie Witte) auf, die sich von der Hosenrolle eines Pagen in eine Kostümträgerin verwandelt hat und im Oval Office sogar auf dem Tisch tanzen darf. Oscar legt Riccardo zuerst die Gästeliste zu einem Ball vor — er denkt voller Sehnsucht an Amelia.

Dann präsentiert Oscar die geplante Ausweisung von Ulrica. Aus der Zigeunerin Ulrica (Eva Maria Günschmann) macht die Regie (Andreas Baesler) die Jüngerin eines afroamerikanischen Kults. Sie ist Prophetin und Magierin zugleich — kann also in die Zukunft schauen und sie auch lenken. Sie prophezeit Riccardo den Tod. Und das Unheil nimmt seinen Lauf. Denn die Gegner Riccardos wollen persönliche Kränkungen rächen. Aus dem Vasallen Renato wird aus shakespearischer Eifersucht ein Feind. Amelia und Riccardo wollen beide ihrer Liebe zueinander entsagen.

Wie Verdi dies alles erzählt, wird zu einem Schwelgen Tönen und Melodien. Mit dem „Maskenball“ (1859) befindet der Komponist sich auf dem Höhepunkt seiner Tätigkeit, die von den Opern „Otello“ und „Falstaff“ gekrönt wird.

Verdi verwandelt psychologische Momente in Musik. Er gibt den Gefühlen seiner Figuren wiedererkennbare Motive. Sie fügt er in die Ouvertüren ein, sie werden zu Duetten und Terzetten. Das Freiheitsbestreben der Italiener hört man in Bläsern, das Lebensgefühl wird in musikalischen Zitaten aus Tänzen gespiegelt.

Die Solisten in dieser Aufführung begeisterten: Timothy Richards als Riccardo, Izabela Matula als entsagende liebende Amelia, Johannes Schwärsky als eifersüchtiger Freund Renato und Sophie Witte als strahlender Oscar.

Die nächste Aufführung im Theater Krefeld von „Ein Maskenball“ ist am Samstag, 21. Januar, um 18 Uhr.