Die Melancholie des Tango
Bei der Uraufführung des collagenartigen Dramas „Die Straßen von Buenos Aires“ gab es viel Applaus.
Krefeld. Leidenschaft, Sehnsucht, Trauer: All das steckt in den melancholischen Klängen des Tango. Der Frage, welche Menschen und Geschichten sich in dieser Musik verbergen, ist Peter Gutowski nachgegangen. Sein Stück "Die Straßen von Buenos Aires" wurde jetzt in seinem Theater Hintenlinks uraufgeführt.
Fünf Tangostücke aus den 20er- und 30er-Jahren bilden den roten Faden der sentimentalen Geschichte, die 1930 in einer Kneipe im Hafenviertel von Buenos Aires beginnt. Die Prostituierte Sara (Anuschka Gutowski) trauert um ihren Geliebten Sebastian, der bei einer Messerstecherei umgekommen ist. Ihre mütterliche Freundin Maria (Rosemarie Weber) versucht, sie zu trösten. Sara flüchtet sich in Erinnerungen an eine schöne Zeit.
An der Seite Sebastians glaubte sie ihr Glück gefunden zu haben. Doch dann tauchen Briefe auf, die den Geliebten in einem anderen Licht erscheinen lassen. Sebastian, der als junger Mann ausgewandert ist, ließ in seiner Heimat Hamburg Frau und Kind zurück. Sein Versprechen, sie nachzuholen, hat er nie eingelöst.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, erfährt Sara noch mehr. Maria hat von all dem gewusst und hatte, bevor Sara auftauchte, ein Verhältnis mit Sebastian. Aus der mütterlichen Freundin wird eine Konkurrentin und Verräterin - ein Wandel, der Rosemarie Weber nicht ganz so glaubhaft gelingt. Am Schluss bleibt Sara allein zurück. "Hört ihr das Wispern der Toten?" fragt sie. Was bleibt, ist die Musik.
In einer collagenartigen Abfolge von Szenen erzählt Gutowski als Regisseur die Geschichte in stimmungsvollen Bildern. Dabei gelingen starke Momente, die vor allem der Hauptdarstellerin zu verdanken sind. Als Sara lotet sie alle Facetten von Trauer und Schmerz bis hin zu Wut und Enttäuschung aus. In ihren Monologen gelingen ihr packende Momente, ebenso in den Liedern, die sie in der Originalsprache eindrucksvoll interpretiert.
Lena Grosman (Akkordeon) und Ralf Metz (Gitarre) tragen mit einfühlsamer Begleitung viel zur Stimmung bei. Vielleicht hätte die Regie sogar mehr auf die Kraft der Musik vertrauen sollen. Wer gefällige Unterhaltung mit südamerikanischen Klängen sucht, wird enttäuscht sein, da die melancholische Seite des Tango an diesem Abend überwiegt. Bei der Premiere gab es viel Beifall.
Alle Aufführungen im Dezember sind ausverkauft; weitere Termine am 27., 28., 29., 30., 31. Januar, am 12., 13. März. Karten unter Ruf 60 21 88.