Die Popolskis: die hässlichste Boygroup Europas
Eine schrecklich nette Familie bringt die Kulturfabrik zum Toben.
Krefeld. Ihre Outfits scheinen schlimmsten Tapetenmustern der 70er-Jahre entliehen zu sein, ebenso ihre Frisuren. Damit sind die Popolskis wohl die hässlichste Boygroup Europas - wenn man von Cousine Dorota einmal absieht, die als Gast mitgekommen ist.
Zum Missfallen des Publikums in der Kulturfabrik beginnt die schreckliche nette Familie 15 Minuten später als geplant, doch das wird schnell verziehen. Denn die Popolskis haben Wodka mitgebracht, um ihn an die Zuschauer zu verteilen. Nach guter alter Sitte werden die Gläser nach dem Leeren über die Schulter geworfen. Größere Verletzungen bleiben aber offenbar aus.
Danach geht alles "szybko, szybko" - das wird schipko gesprochen und bedeutet schnell. Das Oberhaupt der Familie, Pavel Popolski alias Achim Hagemann, drängt immer wieder zur Eile.
Vergleichen lassen sich die acht Brüder laut Pavel nur mit so berühmten Musikerfamilien wie den Jackson Five oder der Familie Bach. Dass sie nicht so berühmt geworden sind, liegt an Opa Popolski, denn der ließ sich um die Jahrhundertwende seine über 100.000 eigenkomponierten Hits stehlen und brachte die Familie um Ruhm, Ehre und viel Geld.
Im Diebesgut enthalten waren weltberühmte Lieder wie "Cherry, cherry Lady", "Eye of the tiger", "Wind of change", "Looking for freedom" oder - Achtung Kalauer - "My bunny is over the ocean". Etliche davon wurden von bösen Menschen, zum Beispiel Dieter Bohlen, auf übelste Weise verhunzt.
Die Popolskis singen ihre Lieder am Freitagabend natürlich in der Original-Version. Das aktuelle Programm "From Zabrze with love" spielen sie vor ausverkauftem Hause und einem extrem gut gelaunten Publikum. Der gitarrenverrückte Mirek zeigt sein Können mit "Ballade pour Adrenalin". Ein gewisser "Kleidersack" habe dieses Stück völlig verschandelt und auf einem falschen Instrument gespielt.
Die in ein rotes Paillettenkleid gehüllte sexy Cousine Dorota sucht dringend einen Mann und will Kandidaten begeistern. Sie möchte einen einfachen Kerl, der nur viel Geld haben muss. Telefonnummern dürfen gern auf die Bühne gereicht werden, als Nachweis gilt auch ein Bausparvertrag.
Dann sind da noch die eineiigen Zwillinge Henjek und Stenjek, deren Ähnlichkeit sich auf ihre scheußlichen karierten Blazer beschränkt. Wenig Spaß hat nur der als "trube Tasse" bezeichnete Janusz Popolski. Er durchläuft erst nach einer halben Flasche Wodka eine Wandlung, reißt sich die Kleider vom Leib und tanzt zur Hardrock-Hymne "Cherry, cherry Lady".
Tomek Popolski kommt zu "Eye of the tiger" in einem grellen Einteiler auf die Bühne, der nichts verbirgt, auch nicht den String-Tanga drunter. Gerade der Mut zur Hässlichkeit verbunden mit musikalischem und komödiantischem Können macht die Popolskis einmalig. Wer das Ereignis verpasst hat, sollte sich Karten für den November-Termin sichern.