Herr Farell, wie sind Sie zur Musik gekommen?
Interview „Da wurde es auf einmal ganz abgedreht“
Krefeld · Der Krefelder Fabian Tocaj hat als DJ Fabian Farell eine beachtliche Karriere hingelegt. Seit einem Jahr ist der 25-Jährige bei Sony unter Vertrag und hat nun seine zweite Single „Misfits“ bei dem Label herausgebracht.
Fabian Farell: Das hat sich eigentlich durch einen Zufall ergeben. Mein bester Freund und ich haben vor sieben oder acht Jahren zusammen vor dem Laptop gesessen und uns aus Jux und Dollerei ein DJ-Programm heruntergeladen. Wir wussten erstmal gar nicht so recht, was wir damit anfangen sollen. Dann habe ich mir irgendwann ein kleines, 80 Euro teures Mischpult gekauft. Das Kleinste, was es damals gab. Mit der Zeit habe ich Spaß daran gefunden, Musik zu machen. Ein Freund fragte mich dann, ob ich nicht an seinem Geburtstag Musik machen möchte. So kam dann eins zum anderen.
Das klingt nach einem schönen Hobby. Wie ist dann mehr daraus geworden?
Farell: 2015 habe ich mir gedacht, du hast Spaß daran, warum machst du nicht mehr daraus. Freunde von mir kannten einen Party-Veranstalter und dem sind wir auf die Nerven gegangen, dass er mich mal auflegen lassen soll. Er hat mir dann die Chance gegeben, in einem Club das Opening des Abends zu machen, also ganz zu Beginn zuspielen. Wir haben uns direkt super verstanden und er fand meine Musik richtig cool. Und so hat es sich dann ergeben, dass ich für ihn in verschiedenen Clubs, unter anderem in der Königsburg in Krefeld, auflegen durfte. 2016 ging es dann recht flott direkt auf die großen Festivals in Deutschland, wie dem World Club Dome oder dem Open Beatz Festival. 2017 kam dann die erste kleine Tour durch Kroatien und es lief immer besser.
Sie haben irgendwann den Job als IT-Kaufmann bei der Sparkasse gekündigt und sich ganz einer Karriere als DJ gewidmet. Wie und wann ist es dazu gekommen?
Farell: Ich habe sehr lange überlegt, aber irgendwann habe ich die Entscheidung getroffen, nur noch als DJ zu arbeiten. Wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es einfach nie, habe ich mir gedacht. Anfang 2018 habe ich dann gekündigt.
Wie kommt man an die großen Bookings ran? Haben Sie einen Agenten oder ein Management?
Farell: Ja, inzwischen habe ich ein Management und einen eigenen Booker, der sich um meine Termine kümmert. Aber am Anfang habe ich alles selber gemacht. Die Tour in Kroatien, meine Auftritte in Deutschland und im Ausland habe ich alle selber organisiert und war im Grunde mein eigener Booker. Letztendlich macht ein Manager ja auch nichts anderes. Den braucht man dann, wenn der Arbeitsaufwand einfach zu viel wird und man gewisse Dinge auslagern möchte. So hat sich nach und nach ein ganzes Team gebildet aus Manager, Booker und Tourfotograf.
Rückblickend, was waren die großen Meilensteine in Ihrer bisherigen Karriere?
Farell: Ein erster großer Meilenstein war meine Teilnahme an einem DJ-Contest im Bootshaus in Köln, den ich auch gewonnen habe. Nach einem halben Jahr bin ich dort Resident-DJ geworden. Das war so der erste richtige Hype. 2017 die Kroatientour war auch ein super Meilenstein. 2018 bis 2019 kam dann so der richtige Sprung mit dem ersten Sony-Deal und der Veröffentlichung meiner ersten Single, meinem Auftritt beim New Horizons Festival auf der Hauptbühne vor 70 000 Besuchern, Auftritte im Fernsehen und zwei Monate später die erste Tour durch Asien. Da wurde es dann auf einmal ganz abgedreht und ging schon ganz gut nach oben.
Was möchten Sie in Ihrer Karriere alles noch erreichen? Wie sehen Ihre Ziele aus?
Farell: Das ist eine sehr interessante Frage. Ich habe hochgesteckte Ziele. Ich gehe gerne an meine Grenzen und teste aus, was ich alles erreichen kann. Jeder Mensch hat sein eigenes Limit und wenn ich an meinem Limit angekommen bin, dann bin ich vielleicht kein David Guetta, aber ich weiß, ich habe das Maximale gegeben, um an den Punkt zu kommen, an dem ich bin. Für dieses Jahr waren viele Shows geplant und eine weitere Asien-Tour, aber dank Corona liegt alles auf Eis. Nichtsdestotrotz heißt es weitermachen und sich nicht unterkriegen lassen.
Sie arbeiten mit Sony zusammen und haben gerade die Single „Misfits“ herausgebracht. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden?
Farell: Das war schon ein Stückchen Arbeit. Ich glaube, wir haben über ein halbes Jahr lang E-Mails hin und her geschrieben. Den großen Labels ist es wichtig, dass das Lied gut ist, aber man muss inzwischen auch ein komplettes Branding mitbringen, also schon eine Marke kreiert haben. Ein Label will mittlerweile nur in einen Künstler investieren, der Potenzial hat und langfristig über ein paar Jahre aufgebaut werden kann und nicht in einen Künstler, der nur für einen Hit zu gebrauchen ist.
Was verändert sich mit einem Label-Vertrag in der Tasche?
Farell: Man hat eine ganz andere Basis danach. Man setzt sich höhere Ziele und man macht sich noch mehr Gedanken, dass man noch mehr abliefern muss, gerade weil man jetzt bei Sony ist. Vorher konnte ich alles so machen wie ich wollte, aber jetzt muss ich schon nach den Maßstäben von Sony arbeiten.
Neben all dem internationalen Erfolg, legen Sie auch in Krefeld auf?
Farell: Ja auf jeden Fall. Da veranstalte ich mit der Kulturfabrik alle drei Monate das E-Motion-Event, das wir als „Homecoming – Fabian Farell kommt zurück in die Heimat“ vermarkten. Der nächste Termin ist im September. Ich hoffe, dass wir das Event dann wieder realisieren können. Ich komme immer wieder gerne nach Krefeld.
Was gibt es für weitere Pläne für dieses Jahr?
Farell: Es steht ganz viel an für dieses Jahr. Es kommen noch drei Singles raus. Eine davon wird eine richtig coole Sommernummer. Showtechnisch arbeiten wir gerade an einem neuen Konzept. Während im Moment sowieso keine Shows anstehen, versuchen wir das Ganze gerade mit meinem Team zu entwickeln, um dann nach Corona wieder voll durchzustarten.