Doldinger: Zwischen Blues und Samba
71 Jahre und kein bisschen müde: Klaus Doldinger zelebrierte auf der Rennbahn mit Passport einen musikalischen Querschnitt aus fast 40 Jahren.
Krefeld. Die Konkurrenz in Moers und Düsseldorf bekam Veranstalter Klaus Rudolph am Freitagabend zu spüren: Nur rund 300 Besucher, darunter nicht nur zahlende, boten eine überschaubare Kulisse im Biebricher Saal unter der Rennbahn-Tribüne. Klaus Doldinger, Ikone des deutschen Jazz und Komponist etlicher Filmmusiken, lud die Fans ein zu einer musikalischen Reise durch fast vier Jahrzehnte seines Schaffens. Passport ist keine Musikrichtung fremd 17 Stücke - von "Ataraxia" bis "Yellow Cab" - zelebrierte der gerade 71 Jahre alt gewordene Berliner mit Münchener Wahlheimat seinen treuen Fans in zwei insgesamt 150 Minuten langen Sets - eine beeindruckende Leistung. Seiner sechsköpfigen, seit Jahren eingespielten Gruppe Passport ist keine Musikrichtung fremd: Funkig kommen sie daher, man hört Samba, Calypso und selbst Reggae-Klänge, und dem australischen Gitarristen Peter O’Mara liegt ganz offensichtlich auch der Blues am Herzen. Die Band legt Wert auf eine saubere Technik: Gleich neun Monitor-Boxen haben die Musiker auf der vollgepackten Bühne aufgebaut, damit sie sich selbst hören können. Doch bei den lauten Tönen spielt die Akustik im Saal anfangs nicht mit. "Wir stellen uns der Herausforderung der besonderen akustischen Bedingungen in diesem Saal", teilt Doldinger dem Publikum mit. Und auch der Ton-Techniker muss fortan sein Bestes geben. Virtuose am Saxophon Drei Stücke aus dem neuen Album "Passport To Morocco" präsentierte Doldinger auf der Bühne in Krefeld, wobei er zunächst zur Flöte und dann zu seinem Saxophon griff. Das beherrscht der Grimme-Preisträger und Weltmusiker wie kaum ein anderer Jazzer in Deutschland. Besser als mit den Klängen aus Nordafrika kommen die beiden Percussionisten Biboule Darouiche und Ernst Ströer sowie Drummer Christian Lettner und Patrick Scales am Bass mit den Latino-Anleihen wie in "Hasta Manana" oder "Samba Cinema" zurecht. So richtig austoben durfte sich die Rhythmus-Gruppe bei der "Tatort"-Titelmelodie, die Doldinger 1970 geschreiben hat: "Zehn Folgen waren geplant." Inzwischen sind ein paar hundert daraus geworden.
Natürlich weiß Klaus Doldinger auch eine Krefelder Anekdote zu berichten: Anfang der 70er Jahre habe er vom damaligen Wirt des Jazzkellers einen grünen Alfa Romeo "als Wechsel" für ein Konzert erhalten. Dieses rennerprobte Gefährt hat Doldinger wenig Spaß gemacht. Heute nimmt er die Restgage lieber bar in Empfang. . .