Theater Don Quichote erobert die Burg Linn

Krefeld · Das Kreschtheater erzählt den Klassiker erfrischend und modern – vor wenigen Zuschauern.

Im Rittersaal der Burg Linn bringen Franz Mestre und Joachim Froebe Don Quijote und Sancho Panza auf die Bühne.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Eine ganze Reihe von Instrumenten – Gitarren, Laute, Cello und manches kleine Schlagzeug – befindet sich am hinteren Rand der gelben Bühne. Farblich passend angemalt sind auch Brustharnisch, Lanze, Schild, alles Requisiten, die ein Ritter eben braucht. Es sind leuchtende Farbkleckse im unteren Rittersaal der Burg Linn. Das Kinder- und Jugendtheater Kresch bringt hier in Kooperation mit dem Museum Burg Linn „Don Quijote und Sancho Panza“ nach Miguel de Cervantes Saavedra in eine historische Umgebung.

Fast alle Stuhlreihen vor der Bühne sind unbesetzt

Don Quijote (Franz Mestre) und Sancho Panza (Joachim Froebe) werden gleich in das passende Ambiente kommen. Bei der Burgpremiere am Sonntagvormittag spielen sie vor kleinem Publikum. Nicht mal ein Dutzend kleine und große Theaterfreunde, wenn man Familienangehörige abzieht, gibt es, sie füllen gerade die beiden Stuhlreihen vor der Bühne.

Die gespannte Stille im Raum ist spürbar. Ganz leise und noch undefinierbare Musik schleicht sich ins Ohr. Kommt sie von einem Glockenspiel aus der „Konserve“, der Tontechnik?

Da erheben sich die beiden Männer, die bislang auf einer Bank neben der Bühne saßen und begrüßen das Publikum mit einer Verbeugung. Anschließend greifen sie zu den Gitarren. Ihr Spiel wird kurz wild und mit sonorer Stimme führt Mestre, der auch für die Dramatisierung des berühmten Stoffes verantwortlich ist, in die Geschichte ein.

Der Schauspieler wechselt auf der Bühne zwischen den Rollen

„Es war einmal ..., nein! Das Wichtigste ist, dass diese Geschichte wahr ist“, beginnt er. Schließlich zeigt er auf hohe Regale voller Ritterbücher, die ihn zu umgeben scheinen und schlüpft kurz in die Rolle des Autors Cervantes: „Die Geschichten aus den Ritterbüchern vermischten sich mit seiner Welt.“ Gleich ist er wieder Don Quijote: „Ich will ein fahrender Ritter sein.“ Dafür ziehen die beiden Schauspieler zwei Holzkisten nach vorne, setzen sich darauf, verwandeln sie somit in ihre Reittiere und preschen mit wildem Getrappel – dargestellt durch Trommeln – los. Einer klapprigen Rosinante und einem Esel entspricht das nicht ganz.

Eine packende Geschichte, anschaulich erzählt

Herrlich anschaulich und fesselnd sowie mit einer Portion Humor erzählt Mestre das Geschehen. Beide Schauspieler schaffen sehr überzeugende Stimmungen mit ihren Instrumenten, machen dazu passende Geräusche. Froebe  ist auch verantwortlich für die wunderbare musikalische Gestaltung der Inszenierung.

Vom Zirpen der Zikaden in der Einsamkeit der leeren Landschaft von La Mancha bis zum hektischen Schlachtgetümmel – Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen und vermeintliche Ritterheere, die eigentlich Schafherden sind – es sind Bilder wie diese, die es jungen Besuchern möglich machen, der Geschichte mühelos zu folgen, aber auch die reiferen Semester haben ihre Freude daran. Vielseitig agieren die beiden als Schauspieler, Instrumentalisten und Sänger. Mit vollem Körpereinsatz und komödiantisch sehr überzeugend machen sie den Stoff dieses Klassikers der Weltliteratur lebendig.

Ein erfrischend modern inszenierter Klassiker

Schließlich hat Sancho genug von den Abenteuern seines Herrn und er will wieder nach Hause in sein Dorf, zu seiner Familie. „Alles Lug und Trug, was du mir erzählt hast,“ beschwert er sich. Don Quijote versucht, ihn wieder auf seine Seite, in seine Welt zu ziehen. Es scheint ihm zu gelingen, denn Sancho zieht fort, um die Geliebte seines Herrn zu suchen und ihr eine Nachricht von Don Quijote zu überbringen. Als er zurück kommt, wobei ihn sein Weg nur bis zu einer Schänke führte und nicht zur  Dulcinea, lügt er selber und gaukelt Don Quijote die Möglichkeit vor, seine Angebetete zu treffen. Wie die Geschichte auf der Bühne weiter geht, soll hier nicht verraten werden.

Diese Aufführung des Kreschtheaters ist ein Vergnügen nicht nur für Kinder (empfohlen ab zehn Jahren), sondern auch für alle Junggebliebenen und solche Literaturfreunde, die einen Klassiker auch einmal erfrischend modern und minimalistisch kreativ inszeniert erleben wollen. Dazu gibt es im Oktober und November noch drei weitere Gelegenheiten im Rittersaal der Burg Linn (siehe Kasten).