Theater am Marienplatz Ein Abend mit Drogen
Im Theater am Marienplatz gibt es im Januar einen Abend zum Thema Drogen.
Krefeld. Da geht ja alles kreuz und quer. Hielten sich die Ensemble-Mitglieder des Fischelner Theaters am Marienplatz bei den Stücken dieser Spielzeit, die alle als ABC darien organisiert sind, in der Programmorganisation bisher ordentlich an die Reihenfolge des Alphabets, würfeln Nina Sträter und Karsten Lehl das bei ihrem Abend „Die Welt wird gestern enden“ mächtig durcheinander. Das ist zumindest formal konsequent. Denn hier dreht sich alles um Drogen, unter deren Einfluss man wahrscheinlich auch nicht mehr alles so hintereinander bekommt, wie es sich gehört.
Nina Sträter eröffnet die Vorstellung mit einem sachlichen Text zu Scopolamin, sie und Lehl beenden den Abend mit einem aufgeregten Dialog zu XTC (auch Ecstasy genannt.) Dazwischen taucht dann so manches weitere auf, das die meisten wahrscheinlich noch nie gehört haben, weil man zunächst an allgemein bekannte Substanzen wie Kokain, Haschisch oder LSD denkt.
Was aber sind zum Beispiel Gamma-Hydroxybuttersäure, Umbelliferon, Ibogain oder Onerogen? Wer seinen Kenntnisstand zum Thema Drogen erweitern will, der kann hier etwas lernen. Rauschhafte Zustände sind aber beim Besuch nicht zu erwarten, denn Probehäppchen werden selbstverständlich nicht geboten.
Zum Vortrag kommen literarische Texte, Selbsterfahrungsberichte, medizinische Sachtexte. Musik wird auch abgespielt, etwa ein Satz aus Johann Sebastian Bachs Kaffeekantate zum Thema Koffein oder ein Revuewalzer von Mischa Spoliansky, der zwar „Morphium“ heißt, aber recht bieder vor sich hin klimpert.
Ein Animationsfilm zu LSD pendelt zwischen abstraktem Farbenrausch und figürlichem Zitieren indischer Kultur. Der Werbefilm zum Therapeutikum Frauengold gibt zum Schmunzeln Anlass.
Erst opponiert hier eine Sekretärin lautstark gegenüber ihrem Chef, unter der Wirkung von Frauengold entschuldigt sie sich dann lammfromm. Emanzipation war halt in den 1950er- und frühen 1960er-Jahren nicht so angesagt, die Ruhigstellung der Frauen aber offenbar schon. Der wirksamste Bestandteil von Frauengold war nämlich Alkohol (16,5 Volumenprozent).
„Meine Seele ist ein Zwinger voll wilder Tiere“ heißt es in einem literarischen Text zu Kokain, die verrückten Abgründe rauschhafter Erfahrungen werden einem von Sträter und Lehl aber nur sehr distanziert nahe gebracht. Am Ende verlässt man das Tam mit dem Duft von Weihrauch in der Nase, der zwischendurch entzündet wird. Warum, wird nicht erklärt.