Cellokonzert von Wilhelm Fitzenhagen Ein fast vergessenes Werk begeistert

Die Sinfoniker und Solist Alban Gerhardt sorgten mit dem Cellokonzert von Wilhelm Fitzenhagen für langen und lauten Applaus.

Foto: DJ

Krefeld. Das Programm des 6. Sinfoniekonzerts versprach in bewährter Weise eine Entdeckungsreise in unbekannte Gefilde. Wer kennt Wilhelm Fitzenhagen (18481890)? Im achtbändigen Großen Lexikon der Musik — herausgegeben von Honegger und Massenkeil — kommt er schon einmal nicht vor.

Bereits im Zusammenhang mit dem ersten Stück des Konzertabends im Seidenweberhaus taucht sein Name auf. Peter Tschaikowskys Variationen über ein Rokokothema op. 33 für Violoncello und Orchester trägt auch seine Handschrift.

Der Komponist legte dem Cellisten Fitzenhagen den Klavierauszug des Orchesterwerks vor und bat ihn, die Stimme des Soloinstruments zu überarbeiten. Der korrigiert in die Cellostimme hinein, was ein Meister diesem Instrument gerade noch entlocken konnte. Da ist es nicht verwunderlich, dass Fitzenhagen dann auch bei der Uraufführung der Rokokovaritionen 1877 in Moskau den Solopart spielte.

Für dieses Werk mit seinen höchst virtuosen Passagen hatte Generalmusikdirektor Mihkel Kütson den renommierten Cellisten Alban Gerhardt gewinnen können. Gerhardt tanzte mit seinen Fingern nicht nur an den Grenzen der Möglichkeiten seines Instruments aus der Werkstatt Matteo Goffrillers. Er gab seiner Interpretation viele Klangfarben und manchmal erschien sie einen Hauch moderner als ein Tschaikowsky und Musik aus dem 19. Jahrhundert.

Ein Schwelgen in romantischer Musik ermöglichen Gerhardt und die Niederrheinischen Sinfoniker im anschließenden Violoncellokonzert Nr. 2 a-Moll von Wilhelm Fitzenhagen. Von majestätischen bis zu zartesten Impressionen, Themen mit dem Potenzial eines Ohrwurms, alles feinfühlig und perfekt abgestimmt unter der Leitung von Kütson präsentiert — ein Genuss der Extraklasse. Man kann sich nur noch fragen, warum dieses Werk in Vergessenheit geraten ist.

Als Zugabe bietet Gerhardt „nach so viel Romantik noch etwas Barockes“ und die unvermeidliche Bachsonate. Dabei legt er jedoch als sein Markenzei-chen über die barocke Schicht der Musik noch eine feine kreative zeitgenössische Ebene. Ein Riesenapplaus füllt den Saal. Solch einem phänomenalen Musikerlebnis im ersten Teil setzen die Niederrheinischen Sinfoniker ein klingendes Nationalheiligtum entgegen: Friedich Smetanas Zyklus „Mein Vaterland“. Als Klanggemälde mit pastosem Farbauftrag präsentiert das Orchester die Ereignisse um den Vyehrad. Dann lässt man die Moldau fließen und erfüllt alle Erwartungen, die man an dieses berühmte Werk haben kann. Eine grandiose Leistung der Niederrheinischen Sinfoniker und ein begeistertes Publikum.