Ein poetischer Blick auf das Stadtbad
Andreas Willems fotografierte Verfall, Erinnerungen und Spannung vor dem, was kommt.
Krefeld. Die Bilder muten idyllisch an. Aus brüchigem Mauerwerk sprießen kleine Birken. Disteln haben sich selbst gesetzt. Gräser, kleine Sträucher, Moos überall. Bänke laden nur noch bedingt zum Sitzen. Die Fotos, die Andreas Willems (55) in der Gaststätte "Kulisse" in der Fabrik Heeder zeigt, sind Dokumente des Verfalls: Stadtbad Neusser Straße, Stand 2008. Inzwischen hat die Natur noch mehr zurück erobert. Immerhin: Die Becken halten das Wasser noch. Die Oberfläche glitzert in der Sonne.
Die Ausstellung vermittelt Stille, Spannung vor dem, was kommt: Sanierung, Abbruch, Ruine? Den Fotos, die Willems bereits 2006 im Inneren für einen Kalender 2007 aufgenommen hat und die im glänzenden Format 30 mal 40 Zentimeter in Passepartouts und silbrigen Rahmen distanziert und poetisch wirken, hat er jetzt neuere hinzu gefügt.
Der Designer Andreas Willems hatte als Schüler des Gymnasiums am Moltkeplatz hier schon Schwimmunterricht. Willems hat die Bilder in der "Kulisse" wie zu einem Rundgang durch das 110Jahre alte Stadtbad mit dem kaiserzeitlichen Ambiente gehängt: Die lange Eingangshalle, die liegenden großen Buchstaben, die einst an der Straßenfront hingen, den stuckgeschmückten Treppenaufgang, die große Schwimmhalle, die Technik, die Wannenbäder mit blau-weißen Fayencen, der verwilderte kleine Hof, die Außenanlagen.
Zu der Bilderarbeit hat den Designer seine Nachbarin Heidi Matthias angeregt. Die kämpft als Stadträtin für die Grünen für den Erhalt des Bades. Sie erinnert an das pittoreske Kleinod, das sanierungsbedürftige Bauwerk und die mögliche Oase mitten in der Stadt. Die Zuhörer bedrängen Willems, einen zweiten Kalender aufzulegen.
Andreas Willems hat die Bilder bei natürlichem Licht digital aufgenommen und ohne Korrekturen vergrößert. So bringen die Glanzlichter und Schatten den Augenblickszustand besonders gut zur Wirkung.
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