Heimatkunde Eine Exkursion durch die Stadtgeschichte
„Die Heimat“, das Krefelder Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde, sowie seine Autoren sind aktuell vorgestellt worden.
Schon das Titelbild mit dem Blick auf ein „wieder entdecktes“ Wandgemälde des Künstlers Johan Thorn-Prikker (1868 bis 1932) deutet eines der wichtigsten Ereignisse des ablaufenden Jahres für Krefeld an: die Wiedereröffnung des Kaiser Wilhelm Museums.
Am Freitagabend stellten der Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde in Krefeld, Robert Claßen, und einige der Autoren das neue Jahrbuch vor. Der Hausherr des gut besuchten Veranstaltungsortes, Pastor Andreas Ullrich von der Freien evangelischen Gemeinde an der Oelschlägerstraße, gab in seiner Begrüßung gleich eine Anregung für ein Kapitel in der nächsten Ausgabe: Man könne sich auch einmal mit den Freikirchen in Krefeld beschäftigen.
Christoph Dautermann, einer der beiden Schriftführer, wies darauf hin, dass das Heft in diesem Jahr etwas schmaler sei, denn „wir haben uns an die finanziellen Vorgaben gehalten!“ Einige Verfasser von Aufsätzen des aktuellen Jahrgangs — es ist der 87. — trugen Kurzfassungen ihrer Themen vor. Maria Adrians-Kronenberg schilderte lebendig ihre Suche nach Eisenerz in Krefeld und Umgebung im Rahmen eines Schülerprojekts. Schüler der Gesamtschule Kaiserplatz setzten schließlich die Überlieferung von Eisenverhüttung auf Krefelder Stadtgebiet in unserer Zeit fort. Chemieunterricht mit vollem Körpereinsatz — inklusive Lehmtreten für den Rennofen zum Rösten des Raseneisenerzes — kam dabei heraus.
Jürgen Schram von der Hochschule Niederrhein berichtete über die „erste elektrische Innenbeleuchtung Deutschlands im epochalen Bau der Königlichen Webe-, Färberei- und Appreturschule zu Crefeld“. Pioniergeist, Standesbewusstsein in der Krefelder Unternehmerschaft und das Motto „Für die Ausbildung unserer Söhne nur das Beste“ brachten eine international beachtete Institution sowie ein Gebäude hervor, das in der Zeitschrift für das Bauwesen des Jahres 1887 (Druckfehler im Jahrbuch: „1987“) in eine Reihe mit der Kuppel des Doms zu Florenz und des Petersdoms gestellt wird.
Themen, wie Kultur und Geologie werden thematisiert
Der Historiker Cornelius Lehmann gab mit seinem Beitrag „Spielwaren Seidel — das erste Kaufhaus in Krefeld“ einen kurzen Einblick in Unternehmergeschichte jenseits der Textilbranche. Über bürgerliches Engagement in der Kultur sinnierte Karsten Lehl, Mitglied des Theaters am Marienplatz (Tam) in Fischeln.
Die Eheleute Birgit und Georg Opdenberg beschäftigten sich mit der „Künstlergruppe 1945 Krefeld“, einer Vereinigung von anfangs 13 Krefelder Künstlern. In den Nachkriegsjahren riefen sie diese Zweckgemeinschaft ins Leben, um gemeinsam die praktischen Dinge ihrer kreativen Arbeit zu organisieren, wie Beschaffung von Materialien, Arbeits-, Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten. Eine Chance mit künstlerischer Arbeit Geld zu verdienen, war in späteren Jahren die bereits aus der Weimarer Zeit stammende Initiative und Künstlerförderung „Kunst am Bau“.
Zu Recht frustriert zählte Georg Opdenberg dabei auf, welche Kunstwerke an und in öffentlichen Gebäuden in Krefeld inzwischen gestohlen, unter Übermalungen verschwunden sind, oder auf andere Weise zerstört wurden, wie wenige heute noch am ursprünglichen Ort geschätzt und gepflegt werden.
Für den Exkurs in den Naturraum des Stadtgebiets, in die Geologie und ihre Auswirkungen auf die Siedlungsentwicklung von Krefeld, kam Stefan Henscheid vom Geologischen Dienst NRW in Vertretung der abwesenden Autoren Stefan Kronsbein und Georg Schollmayer zum Zuge (siehe auch Lokalseite 15). Anschaulich machte er die Ausführungen über den Ostrand der Krefelder Mittelterrasse mit der Kartenbeilage des Jahrbuchs.
Schriftführer des Vereins legen ihr Amt nieder
Auf dem Poster „Digitales Geländemodell der Krefelder Terrassenlandschaft“ wird die von der Eiszeit geprägte Naturlandschaft vorgestellt, in der von den Menschen sehr gut ausgewählt die „Siedlungen auf Kante gebaut“ wurden. In seinen abschließenden Worten gab der Vorsitzende Claßen seiner Ratlosigkeit darüber Ausdruck, dass beide Schriftführer des Vereins, Dautermann und Ostrowksi, ihre Ämter niedergelegt haben und seine Bemühungen, bei der Stadt finanzielle Hilfe für die damit verbundene umfangreiche Arbeit zu bekommen, bislang erfolglos waren. „Ist es diese Arbeit nicht wert, von der Stadt unterstützt zu werden?“