Kaiser-Wilhelm-Museum KWM bietet Adventskalender für Kunstbegeisterte
Das Kaiser-Wilhelm-Museum präsentiert im neuen Grafikstudio bis Weihnachten täglich ein Stück aus der Grafiksammlung.
Krefeld. Noch ist die Wand im Studio eins des Kaiser-Wilhelm-Museums weiß und relativ leer. Gerade mal sechs gerahmte Bilder hängen dort. Jeden Tag kommt allerdings eines dazu. Passend zur Vorweihnachtszeit haben sich Museumsdirektorin Katia Baudin und Sammlungskustodin Magdalena Holzhey eine ganz eigene Art des Adventskalenders überlegt: jeden Tag eine Grafik aus der Sammlung.
Mit den Grafiken ist das so eine Sache — das wissen die beiden Kunstexpertinnen. Sie sind sehr empfindlich und können höchstens drei Monate am Stück ausgestellt werden. Dann müssten sie wieder ruhen. Auch das Licht muss ein spezielles sein, damit die Stücke nicht verblassen. „Das sind Schätze aber leider sind sie nicht immer zu sehen“, sagt Katia Baudin.
Seit dem Umbau des Museums haben sie aber einen neuen, eigenen Platz bekommen: Das Studio eins. Dort sind sie in schweren, metallenen Schränken oder in deckenhoch gestapelten, säurefreien Kartons untergebracht. Auf Anfrage können sich Besucher einzelne Werke zeigen lassen. Einmal pro Woche stellen zudem die Mitarbeiter des KWM ausgewählte Stücke vor (siehe Kasten). Abgerundet wird das Angebot nun auch mit dem Adventskalender. Dieser zeigt Werke aus etwa einem Jahrhundert, in etwa chronologischer Reihenfolge. Auf einem fast unscheinbaren Zettel an der Wand sind die Tage bis zum 24. Dezember noch verdeckt, wird ein neues Werk aufgehängt, ziehen die Mitarbeiter dazu auch die Zahl des Türchens ab und offenbaren so Namen des Werkes und Künstler.
Das erste Türchen war Peter Behrens’ „Allgemeine Elektricitäts Gesellschaft/A.E.G.“ von 1907. Das zweite „Divan Japonais“ von Henri Toulouse-Lautrec. Der dritte Dezember brachte „En Hollande — La Balise“ von Paul Signac, gefolgt von „Les Xhorres“ von Johan Thorn Prikker. Am fünfen Dezember fand die „Stickereivorlage für ein Abendkleid“ von Henry van de Velde seinen Platz, gestern gefolgt von „Flach verschwindendes Land“ von Wassily Kandinsky. Was folgt, ist noch geheim. Doch einige große Namen werden noch dabei sein. „Von einigen Künstlern der Stücke haben wir auch Werke in der Ausstellung“, sagt Magdalena Holzhey.
Allgemein beziehen sich alle Grafiken des Adventskalenders in irgendeiner Weise auf Weihnachten. Das kann durch den künstlerischen Umgang mit Licht und Dunkelheit, Energie und Feuer sein, oder durch eine ironische Reflexion der Konsumkultur um Weihnachten sein. Insgesamt werden aber Werke aus dem ganzen vergangenen Jahrhundert dabei sein — ein Querschnitt aus dieser Zeit.
Das Angebot richtet sich vor allem an Besitzer einer Jahreskarte oder an Mitglieder der „Freunde der Kunstmuseen Krefeld“, eben solche die das Museum regelmäßig besuchen und den Kalender so wachsen sehen können.
Auch nach dem Heiligabend werden die 24 Werke aber noch im Studio zu sehen sein — wie lange ist zwar noch nicht entschieden, vermutlich aber bis Ende Januar.