Kultur Christian Ehring und Julia Polziehn harmonieren in Wort und Ton
Einen Abend zum Lachen, Hören, Denken und Staunen hatten Kabarettist Christian Ehring und Cellistin Julia Polziehn bei ihrem Benefizauftritt zugunsten des Kinderschutzbundes versprochen. Sie haben Wort gehalten.
Krefeld. In einem Wechselspiel von Wortkunst, Klavier- und Cello-Darbietungen wussten die beiden Krefelder Künstler das Publikum in der Mediothek rundum zu überzeugen.
Der Erfolg hat gleich mehrere Gründe. Die Interpreten kennen sich schon aus der Grundschulzeit. Polziehn unterrichtet an der Musikschule Krefeld. Ehring, bekannt aus dem Düsseldorfer Kom(m)ödchen, der Heute-Show und Extra 3, pflegt schon lange seine heimliche Liebe zur Klassik und moderiert in der Düsseldorfer Tonhalle eine eigene Konzertreihe. Beste Voraussetzungen also für einen gemeinsamen Bühnenauftritt. Ehring unterstützte am Klavier teilweise das virtuose Cello-Spiel von Polziehn, unter anderem bei Suiten von Johann Sebastian Bach sowie Stücken des russischen Komponisten Michail Glinka, des Franzosen Gabriel Fauré und des Israeli Jan Freidlin.
Zwischen den Musikeinlagen lief Ehring zu großer kabarettistischer Form auf. Bei seinem Streifzug durch die politische Landschaft bezog er persönlich Stellung. Zu Merkels Wiederantritt: „Begeisterung und Aufbruchstimmung sehen anders aus.“ Zur SPD: „Ich glaube, dass Gabriel antritt - allerdings nur aus Pflichtgefühl. Ich wette, er wählt CDU.“ Zu Hannelore Kraft, die weiß, wer Kanzlerkandidat wird, aber es nicht sagen will: „Was macht die da — Horrorwichteln? Dafür weiß ich, wer Kanzlerin bleibt, sage es aber nicht.“ Zu Steinmeiers Eignung als Bundespräsident: „Der kann das — weiße Haare, älterer Herr, der die Sternsinger begrüßen muss. Mein Favorit wäre Christian Wulff - den zahlen wir ja eh schon.“
Ehring und Polziehn musizieren gemeinsam, geben Kostproben ihres Könnens, stellen Fragen und geben Antworten. So entstehen Kurzschlüsse zwischen Mundwerk und Musik, Text und Ton. Polziehn setzte bei ihrem Solo zur Cellosuite Nr. 3 von Bach eine nette Idee um. Zwischen den sechs Teilen mit Musik voller Lebensfreude zitierte sie Auszüge aus einem Adventsgedicht von Altmeister Loriot. Das Gedicht, das in weihnachtlich sanfter Stimmung eines Försterhauses daherkommt, endet allerdings zutiefst makaber: „Erster Advent — es bläut die Nacht — hat sie (die Gattin) den Förster umgebracht“, um ihn schließlich „weidmannsgerecht aufzubrechen“.
Zum Schluss erreicht die geglückte Allianz von Kabarett und Klassik ihren Höhepunkt. Ehring erinnert an den verstorbenen Leonard Cohen und interpretiert dessen Hit „Hallelujah“- unterstützt von Polziehn am Cello - derart einfühlsam, dass das Publikum um Zugabe zum Mitsingen bittet.