Krefeld Eine kulturelle Busfahrt durch das Südviertel

Ein Autor und ein Choreograf haben die Menschen und ihre Umgebung im Südviertel erforscht.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Geheimnisvoll, spannend, amüsant: Mit dem Autoren René Linke und dem Choreografen Andreas Simon wurde eine halbstündige Busfahrt durch das Südviertel zu einer rollenden Performance. Langsam fuhr der Bus ein großes „P“ ab. Ausgangs- und Endpunkt war ein stillgelegter Abschnitt der Lewerentzstraße. In einem Schlenker über den Südwall fuhr man wieder zurück. Eingezeichnet in einen Stadtplan ergibt diese Route ein eckiges „P“.

Damit das auch optisch nachvollziehbar war, händigten Linke und Simon ihren Touristen nach der Hälfte der Strecke eine Karte aus. Darin schlagen sich alle Ergebnisse ihres Projektes nieder. Das Fließende, das Strömende des Stadtteils haben sie mit verschiedenen Parametern erfasst und sie auf dem Plan eingezeichnet. Tag ihrer Beobachtung war der 2. August.

Auf dem Ausschnitt sind fünf Glascontainer, 15 Mülleimer, 20 Gullydeckel, 29 Gullygitter und 3947 Kaugummis verzeichnet. Die stehenden Autos, die Fahrzeuge im absoluten Halteverbot und die ausgespuckten Kaugummis, allerdings nur auf den Bürgersteigen, haben sie gezählt und pro Straßenabschnitt in ihre Karte eingetragen.

Auch mit der Sprache und Aufrufen, mit Plakaten, dem gastronomischen Angebot und besonderen Bewohnern des Viertels haben sie sich auseinandergesetzt. An der intellektuellen Auseinandersetzung mit den Fakten beteiligten Linke und Simon ihr Performance-Publikum durch ihre Erläuterungen im Bus.

Basis ihrer Überlegungen: „Jede Stadt strömt, ist voller Strömungen“, sagte Linke. Sie haben zehn Projekte aus ihren Studien abgeleitet: Projekt zehn mit dem Titel „Bürgertausch“ beinhaltet die Plakatwände im Südviertel, die mit Fotos aus anderen Stadtteilen beklebt oder dass im Zehnjahresplan die Veränderungen der Besitzverhältnisse und der Fassaden dokumentiert werden sollen.

Aber für alle zehn Ideen wird weitere Finanzierung nötig. Für die Performance reichte das Fördergeld auch nicht ganz: Vier Ecken vorher stiegen Linke und Simon aus: „Mit dem Geld ist auch die Kunst zu Ende.“