Eine Reise zur Selbsterfahrung
Das Filmdebut des Krefelders Tobias Köhn, „Ein Viertel der Welt“, läuft am 16. Juli zum Start des Open-Air-Kinos auf der Rennbahn.
Einfach mal was ganz anderes sehen, das wollte der heute 26-jährige Tobias Köhn, als er im Mai 2016 nach Afrika ging. Die Ausgangssituation war simpel, die Lösung auch.
Köhn war damals sehr unzufrieden mit der eigenen Lebenssituation, also musste eine Veränderung her, und in seinem Fall war diese verhältnismäßig groß. „Ich hatte etwa sieben Jahre in meinem Job als Elektroniker gearbeitet und war davon einfach gelangweilt.“
Er habe das Gefühl gehabt, nur etwa ein Drittel seiner Fähigkeiten im Alltag nutzen zu können. Für ihn stellte sich daher die Frage: Ist es das jetzt gewesen, oder erwarte ich mehr vom Leben? Er entschied sich für mehr.
Üblichere Touren wie durch die USA, Neuseeland oder Australien kamen für ihn nicht in Frage. „Die Standardroute war damit raus. Ich wollte einfach mal eine ganz neue Kultur erleben“, erzählt Köhn.
Die Faszination Afrika war geboren. Schon einmal war er dort bei einer Rallye mitgefahren. „Seit damals weiß ich, es gibt noch ein bisschen mehr als Düsseldorf, Köln oder Krefeld.“
Der Verkauf von Auto und Motorrad bringt ihm die Startfinanzierung der Reise ein. Köhn erinnert sich: „Dann hieß es ganz schnell, es geht jetzt eben nach Afrika mit der eigenen Gurke.“
Nach der Verschiffung des selbst gewählten Gefährts konnte es losgehen. Eigentlich wollte er die gesamte Ostroute durchfahren, bis hoch nach Dubai, doch ganz soweit schaffte er es dann doch nicht. Warum, das ist unter anderem im Film dokumentiert.
Seinen Film versteht Köhn eher als autobiographisches Werk denn als klassische Reisereportage. „Ich dokumentiere darin eher meine persönliche Entwicklung, das, was sich durch die Reise bei mir selbst verändert hat.“
Die Idee dazu kommt ihm durch eine YouTube-Serie, in der er sich auf seinen Etappen durch die afrikanische Wüste immer wieder selbst aufnimmt. Er bekommt Routine vor der Kamera und hat am Ende genügend Material, um damit seine Geschichte zu erzählen. Die Idee eines eigenen Films war geboren.
Im November 2016, ein halbes Jahr nach Beginn seiner Reise, kehrt Köhn zurück nach Krefeld. Mit im Gepäck: die Erfahrung von absoluter Freiheit, einer tiefen persönlichen Entwicklung und der Wunsch, von dieser zu erzählen.
Dafür tut er sich mit Lars Brauer zusammen, der als freiberuflicher Kameramann und Gestalter arbeitet. Zusammen sichten sie das gedrehte Material, entwickeln eine Storyline und einen Titel für den Film.
Köhn durchlebt im Zuge dieser Produktion einen schmerzhaften Prozess der Aufarbeitung, setzt sich mit der eigenen Kindheit und Vergangenheit auseinander, denn auch diese gehören zum roten Faden des Films, sind eben auch Teil seiner Persönlichkeitsentwicklung, welche er im Film dokumentiert.
Was bleibt, sind vor allem die schönen Momente und die neu gewonnene Zufriedenheit. Köhn: „Das prägendste Erlebnis war für mich, diese Freiheit zu haben und in seinem Auto das ganze Universum versammelt zu haben. Diese Freiheit haben wir aber hier jetzt auch ein Stück weit in unserem eigenen Büro.“ Trotzdem warte er nur darauf, bald wieder nach Afrika zurückkehren zu können. Insgesamt zehn Monate investiert das Team in das gemeinsame Projekt für Nachbereitung und Schnitt. Nun steht der Film kurz vor der Fertigstellung und wartet noch auf den letzten Feinschliff.
Gerade kommt Köhn von der Tonmischung aus Berlin. Zweimal soll der Film in Krefeld gezeigt werden, am Montag, 16. Juli, läuft das Selfmade-Projekt zum Start des Open-Air-Kinos auf der Rennbahn. Am Samstag, 28. Juli, wird „Ein Viertel der Welt“ erneut dort vorgeführt. Weitere Termine für die Sommermonate sind bisher in Berlin und Bochum geplant.
Köhn sinniert bereits über neue Ideen, möglichst bald will er die Verwirklichung seines größten Traums angehen. Auch davon erzählt er im Film. Eins hat er schon jetzt geschaffen: ein Werk zwischen persönlicher Geschichte und Abenteuer mit der Botschaft, Veränderungen nicht zu scheuen.