Über die Probleme der Pubertät
Der Jugendclub zeigt „Frühlings Erwachen“ nach Frank Wedekind in der Fabrik Heeder. Für einige Vorstellungen gibt es noch Karten.
Wie schon in den vergangen Tagen wird Maren Gambusch auch heute wieder Messenger-Nachrichten per Handy an ihre Schützlinge verschicken. „Jetzt nur noch viermal schlafen“, wird darin stehen. Empfänger sind die sechs Jugendlichen, mit denen die Theaterpädagogin des Jugendclubs ihr neues Stück auf die Beine stellt. Am Samstag, 7. Juli, ist Premiere. Und die Pädagogin ist mindestens genauso aufgeregt wie die Darsteller. Für alle ist es eine besondere Aufführung.
Denn der Jugendclub ist im Umbruch. Viele der ehemaligen Darsteller sind für ein Studium aus Krefeld weggegangen, noch fehlt es an Nachwuchs. Noch nie hat Maren Gambusch mit so wenigen Jugendlichen ein Stück auf die Bühne gebracht. Nur sechs Darsteller — fünf Mädchen und ein Junge — im Alter von 15 bis 19 Jahren sind an der aktuellen Produktion beteiligt.
Als wäre das nicht Herausforderung genug, haben sich die Theaterpädagogin und Bühnenbildner Matthias Stutte auch noch für ein spezielles Stück entschieden: „Frühlings Erwachen“ nach Frank Wedekind. Mit Jugendlichen ein Stück über die Jugend und Pubertät, über den inneren Konflikt dieses Lebensabschnitts und über erste sexuelle Neugierde zu realisieren, das erfordert Fingerspitzengefühl.
Ob Frank Wedekind mit der Umsetzung seines Dramas zufrieden gewesen wäre? Maren Gambusch ist davon überzeugt. „Zwar haben wir vieles im Vergleich zum Original verändert. Der Kern ist aber derselbe geblieben.“ An der Sprache hat die Theaterpädagogin überhaupt nichts verändert. Klar, einige Passagen mussten gestrichen werden, damit das Jugendstück nicht zu lang wird. In den Szenen aber, die gezeigt werden, wird der Originaltext verwendet.
Konzeptionell ist das Stück an Wedekinds Original angelehnt, hat aber ganz eigene Akzente. Erzählt wird aus der Sicht der Jugendlichen — als Rückblick der Figur Melchior, um genau zu sein. Melchior sitzt zu Beginn auf der Bühne, erzählt, was ihm und seinen Freunden alles geschehen ist und sinniert darüber, wieso es geschehen ist.
Die Jugendlichen sollen in dem Stück Jugendliche sein und nicht die Rollen von Erwachsenen spielen, findet Maren Gambusch. Da es in „Frühlings Erwachen“ aber auch erwachsene Rollen gibt, hat sie sich dafür eine außergewöhnliche Umsetzung einfallen lassen: Die Erwachsenen werden von Jugendlichen im Chor gesprochen — von oben herab auf die Bühne, auf der übrigens im Wesentlichen nicht mehr als zwei Schaukeln stehen.
Denn wo treffen sich Jugendliche, um über Dinge zu quatschen, die sie bewegen? „Auf dem Spielplatz“, kam Bühnenbildner Matthias Stutte sofort in den Sinn. Deshalb die Schaukeln. Und da die Geschichte ja als Erinnerung Melchiors eh eine Art surrealer Traum ist, können aus den Schaukeln auch leicht ein Jugendzimmer, ein Friedhof oder andere Orte werden.
Neben dem Bühnenbild arbeitet die Gruppe auch mit Video-Sequenzen und Projektionen. Die Kostüme sind zeitlos und bestehen eigentlich nur aus einem charakteristischen Accessoire pro Figur.
Spielen müssen die Jugendlichen auf einer mit Schaumstoff ausgelegten Schräge. „In der Pubertät hat man nicht wirklich festen Halt“, erklärt Matthias Stutte dieses Stilmittel. „Auf der Bühne eben auch nicht.“