Familie Popolski in der Kufa: Polka, Wodka und ein Hauch von Hurz

Kultband spielt Pop-Perlen vor ausverkauftem Haus.

Krefeld. Es geht nichts über polnische Traditionen: Polka, Popmusik und natürlich die gewerkschaftlich verordnete Wodka-Pause (sprich „Wuttka“-Pause), die alle 20 Minuten eingehalten werden muss und an der das Publikum trinkfreudig teilnehmen darf. So ist Frohsinn garantiert bei „Der Popolski-Show“, die am Mittwochabend in der Kufa gastierte. Die achtköpfige Band der besonderen Art hatte den Saal an zwei Abenden restlos ausverkauft.

Die Story der Popolskis ist bekannt. Opa Popolski hat vor hundert Jahren 128 000 Top-Ten-Hits der Rock- und Popgeschichte komponiert. Problem: Er hat sie sich alle von einem Gebrauchtwarenhändler stehlen lassen. Und als ob das nicht genug wäre: Die Lieder wurden „nach der Strich und nach der Faden verhunzelt“, wie Pavel Popolski dem Publikum empört mitteilt. Achim Hagemann, Moderator, Schlagzeuger und Ex-Sidekick von Hape Kerkeling, gibt den ältesten der Brüder Popolski.

Nun liegt es also an den Enkeln, die alten Songs des Opas wieder zum Leben zu erwecken und die Welt an den einzig wahren Polka-Liedern teilhaben zu lassen. Da ist die fantastische Cousine Dorota, die mit ihren verführerisch roten Glitzerkleidern und den Tango-Einlagen zu „Material Girl“ das Publikum samt ihrer männlichen Cousins verzaubert.

Ebenfalls Familienmitglied ist der selbstverliebte Schlagerstar und „Botschafter der Liebe“ Andrzej, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einem deutschen, blondgelockten Entertainer in ausgefallenen Anzügen hat und in Polen die Sendung „Wetten, der klappt“ moderiert. Er überzeugt auf der „Buhne“ mit Hits wie „Verdammt, ich lieb mich“ und „Ich gehör’ zu mir“.

Die Zwillinge Henjek und Stenjek legen eine der größten polnischen Polka-Tanz-Einlagen zu Michael Jackson-Songs aufs Parkett. Das jüngste und schüchternste Mitglied Janusz schließlich, von den Popolskis als Taugenichts und Tollpatsch bezeichnet, krönte den Abend mit einer Version von „Cheri Cheri Lady“, die es in sich hat. Mit Modern Talkings poppigem 80er-Jahre-Song hat sein Auftritt wenig zu tun.

Bei der Polka-Oper „Janusz und der Wolf“ gibt es sogar ein kurzes Hurz-Revival (bekannt aus Hagemanns Arbeit mit Kerkeling), als neben Katze, Vogel und Wolf „der Lamm“ auf der grünen Wiese auftaucht.

Neben dem gelungenen Entertainment und dem hohen Spaßfaktor, ist die musikalische Leistung der Band nicht zu vergessen. Um sämtliche Popsongs wie „I Need a dollar“ und „Dance with Somebody“ derart verfremden zu können, ist großes musikalisches Talent notwendig. Die unglaubliche und „bekloppste“ Familie Popolski gewann eindeutig die Sympathien des Publikums und sorgte für gute Laune — nicht nur bei der Wodka-Pause.