Fensterbild: In der Ruine geht Kunst verloren

Einem Werk von Monika Nelles im alten Papst-Johannes-Haus droht die Zerstörung.

Krefeld. Risse überall. Der alte Zauber dieses Bildes lässt sich nur noch erahnen, Die Zerstörung des Glasfensters von Monika Nelles im abbruchreifen Papst-Johannes-Haus scheint sicher. Vor fast zehn Jahren: Im September 1998 wird im Papst-Johannes-Haus eine Gruppenausstellung mit sechs Künstlern eröffnet. Anlass: das 30-jährige Bestehen des Hauses, das als Tagungsort der Bischöflichen Akademie ein wichtiger Begegnungsort in der Stadt war. Monika Nelles war dabei mit Martin Becker, Günther Hülswitt, K.A. Janßen, Christel Kremser und Klaus-Peter Noever.

Das große Fenster im Foyer des Hauses mit Blick auf die St.-Anton-Straße inspirierte sie damals zu einer besonderen Arbeit. Aus farbigen Folien gestaltete sie auf dem Fensterglas ein 3x4 Meter großes Bild mit dem Titel "Der Griff zur Wolke". Aus den leuchtend gelben und roten Flächen recken sich Hände in verschiedene Richtungen. Die Formensprache ist bewusst einfach, die großen, sich teilweise überlagernden Farbflächen dominieren das Bild. Eingerahmt wird das Ganze von violetten und blauen Streifen auf der einen und einem zart durchbrochenen, rechteckigen Feld auf der anderen Seite. Eine besondere Wirkung bekommt das Fenster bei unterschiedlicher Beleuchtung: Sonnenlicht von außen, künstliches Licht von innen, wie Fotos von damals belegen. Jetzt ist all dies fast dahin und das Haus selbst nur mehr eine traurige Bauruine, die demnächst dem Neubau der Volksbank weicht.

Dass es überhaupt dazu gekommen ist, dass ein Kunstwerk dieser Qualität nun vom Abriss bedroht ist, hat verschiedene Ursachen. Im Papst-Johannes-Haus war man nach der Ausstellung am Verbleib der Arbeit interessiert, ohne sie ankaufen zu können. So hat Nelles es dem Haus zunächst als Leihgabe überlassen - auf unbestimmte Zeit. Briefwechsel mit dem Bistum führten zu keinem Ergebnis. Der ungeklärte Zustand, der das Kunstwerk schleichend zum Inventar des Hauses werden ließ, mündete durch Schließung und Abrisspläne in die jetzige Situation.

Im jetzigen Zustand, auf den zerborstenen Fensterscheiben, ist das Werk nicht zu retten. Nelles könnte sich jedoch gut vorstellen, es nach den Vorlagen im Siebdruckverfahren neu auf Glas zu drucken, um ihm eine dauerhafte Form zu geben. Als Verbindung zwischen Innen und Außen, als besonderes Signal, das man im Vorbeifahren auf der verkehrsreichen Straße im Wust der Reklameschilder wahrnimmt, war das Bild konzipiert. Für die Künstlerin gehört es an diesen Ort, an diese belebte Straße. Sie glaubt, dass sich auch im Neubau der Volksbank ein entsprechender Platz finden ließe. Mit seiner Aussage könnte es neue Impulse schaffen, wäre zugleich Reminiszenz an die alte Begegnungsstätte. Bereits im Dezember 2006 hat sich Nelles an die Volksbank gewandt und Gesprächsbereitschaft signalisiert, bis heute ohne Antwort. Inzwischen fristet das Bild hinter Absperrgittern weiter ein trauriges Dasein. Ein Mahnmal dafür, wie manche heute mit Kunst umgehen.