Theater Hintenlinks: Eine komplizierte Beziehung

Publikum ist bei der Premiere begeistert von „Karl Valentins Liesel“.

Krefeld. Sie war eine echte Münchner Komödiantin: Elisabeth Wellano, besser bekannt als Liesl Karlstadt (1892-1960). Auf der Bühne und auch im Leben war sie Partnerin von Karl Valentin ( 1882-1948), der sie entdeckte und berühmt machte. Trotz der großen gemeinsamen Erfolge stand sie immer im ein wenig im Schatten ihres Meisters.

Peter Gutowski, Leiter des Theater hintenlinks (ehemals "Die Komödianten") hat genauer auf das Leben und die Kunst der Liesl Karlstadt geblickt und daraus ein Einpersonenstück für seine Frau, die Schauspielerin Anuschka Gutowski gemacht. Als "Karl Valentins Liesl" durchlebt sie in einer Abfolge von zwanzig Bildern Höhen und Tiefen der großen Komödiantin.

Jetzt war Premiere im restlos ausverkauften Theater an der Ritterstraße. Dem Thema entsprechend hatte man für die Zuschauer in den intimen Theaterraum bayrisches Lokalkolorit gezaubert. Eine stilecht im Dirndl gekleidete junge Frau verkaufte Brezeln, zu trinken gab es bayrisches Bier.

Der Reiz dieses Theaters besteht auch aus der unmittelbaren Nähe zwischen Publikum und Schauspieler und so konnte man bereits in der ersten stummen Szene beobachten, wie sich Gutowski in Männerkleidern auf ihren ersten Auftritt einstimmte. Mit Valentins zungenbrecherischen Vortrag "Versteigerungen", lud sie sich einen enorm schweren Einstieg auf. Ganz fehlerfrei war diese schier endlose Aufzählung auch nicht zu schaffen, doch das Publikum spendete bereits hier einen ersten aufmunternden Szenenapplaus.

Neben der Drehbühne gibt es einen fast leeren Raum, der mehr der privaten Liesl vorbehalten ist. Hier hängen die Kostüme, in die sie in manchmal etwas langatmigen offenen Umzügen immer wieder schlüpft, hier reflektiert sie über ihr Leben und ihre komplizierte Beziehung zu Valentin.

Diese kleinen Monologe hat Peter Gutowski geschrieben. Sie beleuchten kurz und intensiv die Persönlichkeit der Karlstadt und schlagen zugleich eine Brücke zu den Originaltexten. "Dünn, rothaarig und unglaublich hässlich" sei Valentin gewesen, als sie ihn 1911 kennen lernte. Er macht aus der Soubrette eine Komödiantin und schreibt für sie mit "Gretchen" ihr erstes erfolgreiches Couplet. Sie verliebt sich in den neurotischen Künstler, der durch eine Ehe gebunden ist.

Nach einem Selbstmordversuch landet sie in der Nervenklinik, doch auch hier schlüpft sie in Kostüme und trägt Texte vor, inzwischen ihre eigenen. Die Zusammenarbeit mit Valentin bricht ab, doch er bleibt immer präsent. Im Stück ist es eine stumme Figur, die in seiner Maske immer wieder die Drehbühne bedient und immer wieder gibt die Gutowski seine hinreißend schrägen Texte zum Besten, voller Wortakrobatik und bitterbösem Humor.

Ob in "Quo vadis" ein missglückter Kinobesuch beschrieben wird oder ein "blödsinniger Gesang" die vier Jahreszeiten besingt, immer kann man darin die zeitlose Kunst des großen Sprachkünstlers erkennen, gepaart mit einem eigenwilligen Humor. Es gipfelt in der köstlichen "Loreley", die Anuschka Gutowski im stark überzeichneten Kostüm mit blonder Perücke auf einer Leiter präsentiert.

Dann plötzlicher Stimmungswechsel und Liesl spricht über Valentins Tod. "Jetzt bin ich frei, jetzt bin ich leer" sagt sie. Besonders in dieser tragikkomischen Schlussszene berührt die Schauspielerin Gutowski in dieser Rolle, deren Facetten sie vielseitig ausspielt.

In dem Musiker Alexander Pankov, der auf dem Akkordeon auch den melancholischen Schlusspunkt setzt, hat sie einen kongenialen Begleiter. Das Publikum war zu recht begeistert.

Dauer ca. 2 Stunden, weitere Aufführungen erst am 22., 23. und 24. Februar, Ticket-Hotline 02151/ 60 21 88