Historiker-Symposion: Die Ruhrkohle und der Goldrausch

Die Ergebnisse des Treffens von 2005 liegen als Buch vor. Auch die neue Runde im Mai wartet mit brisanten Themen auf.

Krefeld. Was hat Geschichtsschreibung mit Natur zu tun? Wenig, sollte man glauben, wenn die alten Kriterien der Historiker noch stimmten. Dagegen machte das Deutsch-Amerikanische Historiker-Symposion der Stadt Krefeld bei der Tagung im Jahre 2005 geradezu einen Quantensprung. "Historians an Nature" (frei übersetzt: Geschichtsschreibung und Natur) hieß das damalige Thema. Dass dabei unter dem Begriff Natur auch der der Umwelt subsumiert wurde, verschärfte die Brisanz der Thematik deutlich auch für den Laien.

Die Ergebnisse dieses Symposions liegen seit kurzem in einem umfangreichen Band vor (Verlag Berg Publishers, Oxford-New York, 348 Seiten). Eine deutsche Kurzfassung wird, bearbeitet von Prof. Norbert Finzsch, im Frühjahr erscheinen. Den englisch-sprachigen Band stellt Prof. Ursula Lehmkuhl gestern, anlässlich einer Sitzung des Symposion-Beirats für die nächste Tagung im Mai 2008, vor.

Eine methodische Herausforderung sei die Sitzung von 2005 gewesen, erklärte Lehmkuhl. Man sei ungewöhnlichen Fragen nachgegangen. Kann man Natur historisieren? Ist Umwelt ein Akteur? Zu untersuchen gewesen sei auch das Phänomen einer Interaktion zwischen Mensch und Natur. Im Buch werde dies beispielweise abgehandelt anhand des kalifornischen Goldrausches auf der einen (amerikanischen) Seite und dem Kohleabbau an der Ruhr. Schließlich sei man ganz nah an die heutigen Gegebenheiten gerückt mit dem Thema etwa der Umweltdiplomatie und dem Stichwort "Greenpeace". Historische Hintergrundinformationen kann man auch aus dem Kapitel "Stadt und Natur" gewinnen.

Interessant dürfte für den (allerdings versierten) Leser sein, die manchmal sehr unterschiedlichen Sichtweisen der Historiker diesseits und jenseits des Atlantiks kennenzulernen. Amerikaner sahen in der Natur oft nur das weite Land zwischen ihren Küsten, den Europäern waren Industrie und Bevölkerungsdichte schon lange ganz nah. Die insgesamt fünf Themen dieses Buches werden, wie schon üblich bei diesen Krefelder Symposien, jeweils von zwei Standpunkten aus untersucht. Dazu gibt es dann bis zu drei weitere Kommentare.

Ein ähnlich brisantes Thema behandeln die Historiker aus den USA und aus Deutschland im Mai: "Religion und Politik". Eine Podiumsdiskussion und Schulbesuche gehören wieder zum Programm (Bericht folgt).