Südgang: Szene riskiert großen Verlust

Die Ateliers im Krefelder Süden sollten auch im nächsten Jahr blaue Fahnen wehen lassen.

Krefeld. An den ersten beiden Adventssonntagen lenkten wieder blaue Stoffbahnen den Weg in die Künstler-Ateliers. Dieses Erkennungszeichen für den Südgang leuchtete hoffentlich nicht zum letzten Mal. Denn nach dem Rücktritt von Karin Besser, die den traditionellen Rundgang in den letzten drei Jahren organisierte, ist die Zukunft völlig offen.

"Mal abwarten", war dazu in mehreren Ateliers zu hören - eine passive Haltung, die wenig nützlich sein wird. Ein Blick auf das Faltblatt und ein kleiner Rundgang belegen, was man da vielleicht leichtfertig aufs Spiel setzt.

18 Ateliers nahmen diesmal teil; deren Lage wird auch dem Namen "Südgang" gerecht. So erreicht man zwischen Blumenstraße, Westwall und Südbahnhof Vieles fußläufig. Weiter im Süden liegt das Atelierhaus Gladbacher Straße, wo die Arbeiten mehrerer Künstlerinnen zu sehen waren. Anna von Borstel fotografiert ihre zuvor erstellten Malereien und stellt so die intensiven Farben und Strukturen auf eine neue künstlerische Ebene, konzentriert den Blick auf einzelne Aspekte der Malerei. Claudia Reich malt kleine Küchenstilleben in effektvollem Licht. Da erhält selbst ein benutzter Kaffeefilter eine besondere Wirkung.

Strukturen, die an altes Mauerwerk erinnern, sind das große Thema von Mathilde C.Jaeger in ihrem Atelier am Westwall. Für ihre meist abstrakten Bilder wendet sie immer neue Techniken an, verarbeitet Japanpapier und jetzt auch Zellstoff. Das Rissige, das Neue, das aus Altem entsteht, all das ist in mal intensiveren, mal zarteren Farbabstufungen schön umgesetzt.

Kritische Impressionen einer Reise nach Thailand zeigt Inken Horn, die mit zwei Kollegen im Atelier "Pausenhof" an der Marktstraße ausstellt. Ihre Fotocollagen zeigen zwar eine exotische Farbenpracht, lassen bei näherem Hinsehen auch Schattenseiten des vermeintlichen Paradieses erkennen. Mit roten Kugeln und Zapfen stimmt Annetraut Wintergerst in ihrem Keramikatelier an der Südstraße die Besucher auf das Weihnachtsfest ein. Durch einen verträumten Innenhof betritt man das stimmungsvolle Atelier.

Insgesamt bietet so ein Rundgang gerade im Krefelder Süden eine tolle Gelegenheit, alte Häuser und malerische Hinterhöfe aufzusuchen, von denen man kaum wusste, dass sie existieren. Auch dieses Potenzial wird aufs Spiel gesetzt, denn die Resonanz bei den Besuchern ist groß. Im nächsten Jahr sollten wieder die blauen Stoffbahnen wehen.