Ein Dichter will die alte Welt begreifen

Autorenlesung: Literaturpreisträger Norbert Hummelt las seine Lyrik in der VHS.

Krefeld. Norbert Hummelt spricht leise, bewegt sich behutsam, kleidet sich schwarz: Ein Dichter trägt aus seinen Werken vor. Am Tag nach der Verleihung des Niederrheinischen Literaturpreises las Hummelt in der Volkshochschule aus seinem lyrischen Werk. Auch seine Arbeiten strahlen Ruhe und Gleichmaß aus: Gedichte voller Bilder, Gedanken und Gefühle.

Norbert Hummelt las aus "Totentanz", seinem jüngsten Band, trug aus "Stille Quellen" (2004) vor, nahm noch ältere Bände zur Hand und schloss mit noch unveröffentlichten Gedichten. Wollte man sie unter einem Begriff zusammenfassen, so hieße dieser Sehnsucht. Sehnsucht vielleicht nach der Vergangenheit, nach dem Wissen der Ahnen, Sehnsucht danach, die Dinge zu begreifen oder an ihnen teilzuhaben. Sehnsucht, die um die Vergänglichkeit des Menschen weiß.

Deutlich wurde das zum Beispiel an den Haferflockenmakronen in dem Gedicht "aus dem krieg". Jedem der Zuhörer fiel dabei eine andere Assoziation ein, und Moderator Theodor Pelster geriet geradezu ins Schwärmen. Er fand in dem Gedicht seine Kindheit wieder, konzentriert, verdichtet in wohlgesetzten Wörtern. Doch auch Jüngere mögen die Stimmung dieses Gedichtes, ohne jene Zeiten zu kennen.

Das findet Hummelt wichtig: "Meine Gedichte sollen auch auf der ersten Ebene des Hörens oder des Lesens verstehbar sein." Das gelingt, aber unter dieser ersten Schicht liegt immer mindestens noch eine andere, die sich langsam beim lauten oder leisen Lesen erschließt. Beim Vorlesen verschieben sich diese Schichtungen auch formal, denn der Dichter trennt Reim und Versmaß voneinander.

Ein konzentriertes Publikum genoß das Vorlesen und die Begegnung mit dem Mann aus Neuss, der in Berlin lebt. Er machte es vor: "Lesen Sie sich laut vor: Das Gedicht entsteht dann jedes Mal wieder neu!" Norbert Hummelt schrieb unter anderem: Totentanz , Gedichte. Sammlung Luchterhand 2007, 7,- Euro Stille Quellen, Gedichte. Sammlung Luchterhand 2004, 9,50 Euro singtrieb, mit CD (Saxophon und Gedichte), 1997, Engeler Verlag, 21 Euro.