Sammlung: Monet glüht, Mondrian strahlt

Die Glanzlichter des frühen 20. Jahrhunderts: Neuordnung in mehreren Sälen der ersten Etage im Kaiser-Wilhelm-Museum.

Krefeld. Der Monet glüht schon von weitem auf der weißen Wand auf und drängt die "Nachbarn" auf die Seite. Nicht vorstellbar, was dem Museum fehlte, wäre dieses Bild verkauft worden, hinge jetzt vielleicht irgendwo im fernen Osten an einer Museumswand.

Die Sammlung des Kaiser-Wilhelm-Museums hat sich kurz vor Weihnachten noch einmal auf der ersten Etage ein neues Gesicht gegeben. Der Grund: Die Ausstellungen Campendonk und Werkbund wurden abgebaut. An deren Stelle ist nun eine Übersicht über Positionen der Malerei und Skulptur ab etwa 1900 getreten, wobei eben der Monet einen Grundton anschlägt, der in einigen Fällen aufgenommen und weitergegeben wird.

Während Monets "Parlamentsgebäude" mit Slevogt- und Lenbach-Bildern konfrontiert wird, werden im zweiten Saal Radierungen von Max Klinger und Lovis Corinth aufgeblättert. Hier geben Corinths theatralische Bibel-Schilderung "Potiphars Weib" und Rodins "Eva" als deren Gegenstück den Ton an. Alles dies verbinden erotische Aspekte. Die Skulpturenreihe setzt sich im nächsten Raum mit Barlach fort; in der Malerei mit den bekannten Expressionisten der Sammlung: Liebermann ("Judengasse in Amsterdam"), Schmidt-Rottluff, Heckels "Badende" (1912) und der gewaltige "Holzfäller" von Hodler. Wenige Schritte weiter dann Kandinskys "Sintflut", mit der der Besucher endgültig im 20. Jahrhundert angekommen ist.

Und schon steht man vor den drei abstrakten Mondrian-Tafeln, die - Ikonen des 20. Jahrhunderts - über die Zeiten und die sich in langsamen Schritten vortastenden Bildfindungen anderer Künstler hinwegstrahlen. Moholy-Nagy und ein Morris Louis von 1961 im gleichen Raum deuten schon an, wohin die Kunstgeschichte auch noch treiben wird - in Richtung Kinetik und in den nächsten Raum.

Jean Tingueley ist dort zu finden, Yaakov Agam und die zwei wunderbaren Objektbilder von Lucio Fontana und Piero Manzoni. Einen ganzen Raum nimmt Hermann Goepferts "Optophonium ein, eine klingende, lichtblitzende und schnurrende Apparatur, in der sich Eindringliches mit leichter Hand verbindet. Und dann hat man schon Armans "Poubelles" erreicht, in dem der Müll des Alltags fröhliche Urständ feiert. Ein ganz stiller Twombly, fast ein Andachtsbild, leitet in die bestehende Sammlungsschau über.

Zur Neuordnung der Sammlung gehört auch eine kleine Schau mit italienischen Renaissance-Madonnen im vorderen Saal der ersten Etage. Die Kunstmuseen suchen dringend Paten, die sich für die Restaurierung zweier dieser Madonnen stark machen können.