Lesetipp: Ein weißes Ei und das Wunder der Frauen
Kunstbücher: Der Bildhauer Hans Joachim Albrecht legt eine Abhandlung über das Wesen von Skulptur und deren Wahrnehmung vor.
Krefeld. Was ist das für ein Ding? Ein Ei fast, darauf ein schmaler, scharfer Nasenrücken, ein kleiner Spalt nur dieser Mund. Augen kaum vorhanden. Constantin Brancusi schuf diese Eiform: "Schlummernde Muse" von 1909.
Albrecht greift - im übrigen allgemein verständlich - in prägnanter Kürze verschiedene Stichworte auf, die Skulptur auf ihre Sinnenhaftigkeit hin befragen und dann auch erläutern können: Skulptur und Umraum, Kontaktflächen, das Problem der Schwerkraft und der Dimensionen; dann das Tasten und Sehen, die Mimesis schließlich, die man hier als eine Nachahmung begreifen sollte, die auf Erinnerung fußt.
Wer sich für plastische Werke interessiert, wird unter den vielen Stichworten manches Interessante finden, etwa eine kurze Abhandlung über "Kopf und Porträt" oder auch über "Wahl und Rang der Dimensionen" und dabei auf das Wunder von Maillols jugendlichen Frauen stoßen, die, so Albrecht, selbstgewiss, "in mediterraner Atmosphäre nackt dastehen, ohne sich frierend zu verschließen". Soweit dies.