Frank Goosen: Ruhrpottschnauze in der Kufa
Der Ruhrpott-Experte spricht über Malocher und Fußball — obwohl parallel sein Vfl Bochum spielt.
Krefeld. Irgendwas ist da mit der Terminplanung falsch gelaufen. Zeitgleich zum Auftritt von Frank Goosen am Donnerstag in der Kulturfabrik hat der VfL Bochum im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf die Chance auf die Tabellenspitze der 2. Bundesliga. Trotzdem oder gerade deswegen ist es ein unterhaltsamer Abend mit dem Ruhrpott-Experten und glühenden Bochum-Fan. Die Themen seiner aktuellen Best-of-Tour sind klar abgesteckt: „Heimat, Fußball, Rockmusik“.
Kurz nach Anpfiff eröffnet Goosen mit einer Anekdote über den britischen Exzess-Rocker Pete Doherty, der einen Teil seiner Kindheit in Krefeld verbracht hat. Sein erstes Fußballspiel war eine Partie zwischen dem KFC Uerdingen und dem VfL Bochum — inklusive skandalösem Nachspiel, das Goosen bitte nicht in der Presse erwähnt haben will. Wir tun ihm den Gefallen.
Viel spannender sind ohnehin die filigranen Mosaikstücke Bochumer Lokalkolorits, die Goosen mit Ruhrpottschnauze ausbreitet. Dabei macht er auch vor Klischees nicht Halt. Das Ruhrgebiet habe sich schließlich das Recht erarbeitet, sich hemmungslos zu stilisieren und zum Malochertum vergangener Zeiten zu bekennen. „Trotzdem oder gerade deswegen, stehen wir gerne an lauen Sommerabenden auf unseren Eisenbahnbrücken, schauen auf unsere Städte, freuen uns darüber, wie schön das Leben mit Abitur sein kann und sagen: ,Nee, schön ist datt nich, aber meins. Oder wie mein Opa immer sagte: Du, woanders ist auch Scheiße’.“
Es sind die Beschreibungen seiner Mitmenschen und deren ungeschminkten Sprachgebrauchs, die Goosens Geschichten Lebendigkeit geben. Da ist die Oma, die sich bei einer Beerdigung „einen richtigen Pin inne Fott gefroren“ hat oder der Onkel, der gleich vier junge betrunkene Fußballfans eigenhändig „kaputt gewichst“ habe, weil sie seine Frau belästigt hatten.
Vor der Zugabe erfährt Goosen durch den Tontechniker der Kufa, dass es in den letzten Minuten 1:1 zwischen Bochum und Düsseldorf steht. Die verpasste Chance auf die Tabellenspitze hält den Ruhrpott-Poeten nach einem kleinen Wutausbruch jedoch nicht davon ab, den Abend mit einem Stück Lyrik über die A 40 zu beschließen. Goosen hat schon ganz andere Zeiten erlebt und weiß: „Der echte Fan muss eben leiden.“