Konzert: Musik zwischen Quälerei und Meditation
Acht Pianisten spielen in der Villa Goecke 24 Stunden lang Erik Saties „Vexations“.
Krefeld. Thore Meier ist dran. Es ist seine dritte Schicht. Am Abend zuvor spielte er zwischen 22 und 22.30 Uhr, dann in der Nacht zwischen 1 und 1.30 Uhr. Jetzt hat er die halbe Stunde zwischen 10 und 10.30 Uhr zu füllen — mit dem immer gleichen Musikstück. Meier ist einer von acht Pianisten, die sich die Quälerei antun. „Vexations“ — französisch für Quälereien — hat jedenfalls der Komponist sein Werk von 1893 genannt, Erik Satie (1866-1925). Ort des Konzerts: Ralph Kleinsimlinghaus‘ Galerie in der Villa Goecke.
Die Idee zur Aufführung des kuriosen Stücks hatte der Krefelder Berufspianist Michael van Krücker. Er hat Kleinsimlinghaus dazu überredet, seine Räume für das Konzert zur Verfügung zu stellen. Das Stück ist zwar eigentlich nur kurz, aber Satie hat für die 13 Zählzeiten lange Melodie und ihre zwei Variationen verlangt, dass sie 840 Mal gespielt werden sollen. Das dauert ungefähr 24 Stunden.
Am Samstag um 18 Uhr ging es los. Am Sonntagmorgen schätzt Kleinsimlinghaus, dass bis dahin etwa 200 Gäste das unspektakuläre Spektakel verfolgt haben. „Ein Herr kam erst gegen 3.30 Uhr und blieb bis zur Morgendämmerung“, erzählt der Galerist. Eine Dame habe sich in der Nacht sogar eigenen Kaffee mitgebracht, was natürlich nicht nötig gewesen wäre.
Pianisten, die nicht aus Krefeld kamen, konnten im Krefelder Hof eine Schlafpause verbringen. Thore Meier fuhr für die Ruhepause in den heimischen Forstwald. Am Sonntagmorgen wirkt er aufgeräumt und sicher bei der Aufführung. Nach drei Anläufen habe er die anfängliche Nervosität abgelegt.
Die Melodie von Satie ist sperrig. Sie ist keiner Tonart zuzuordnen, eine Takteinteilung fehlt, und sie soll sehr langsam gespielt werden, was etwas Meditatives hat. Die acht Pianisten haben aber wohl recht unterschiedliche Spielweisen gewählt, berichten Meier und Kleinsimlinghaus. kMs