Die Geschichte der Heeder

Zum 25. Geburtstag des Kulturzentrums gewannen Besucher Einblicke in die Firmenhistorie der früheren Tapetenfabrik.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Seit 25 Jahren steht die Fabrik Heeder für ein vielfältiges Kulturangebot im Herzen Krefelds. Unter der Bezeichnung „Tapetenwechsel“ wurde dieses Jubiläum am Sonntag gefeiert. Ein nicht zufällig gewählter Titel, der auf die Vergangenheit des Hauses verweist — denn die Heeder war eine Tapetenfabrik.

In einem sehr detaillierten Bildvortrag ließ Reinhard Schippkus die Geschichte dieser alten Fabrik aufleben. Heute besteht das Kulturzentrum aus mehreren Gebäudeteilen. Das historische Hauptgebäude mit der markanten Aufschrift „Heeder & Co“ befindet sich seit 1906 an dieser Stelle. Die Architekten Wilhelm Girmes und Heinrich Oedinger verwirklichten es als mit Backstein verkleidete Stahlgerüstkonstruktion — ein Prinzip, das gut 20 Jahre später auch Ludwig Mies van der Rohe bei den Häusern Lange und Esters anwandte.

Auftraggeber war der aus Uedem stammende jüdische Kaufmann David Devries, der die Firma bereits 1882 von Franz August Heeder erworben hatte. „Heeder & Co“ war damals noch auf die Herstellung von Wachstuch spezialisiert, Devries erweiterte die Produktionspalette um Tapeten. Unter seiner Leitung wuchs die Firma zu einem der bedeutendsten Tapetenwerke in Deutschland heran. Ab der Jahrhundertwende stieg auch sein Sohn Karl mit ins Geschäft ein.

Devries Senior erwarb das großzügige Gelände an der Virchowstraße, wo 1906 der Neubau als vierstöckiges modernes Industriegebäude erfolgte. Während der ursprüngliche Haupteingang nicht erhalten ist und man heute durch die Toreinfahrt zu den Spielstätten gelangt, liegt die Schauseite immer noch zur Virchowstraße, Richtung Bahnhof.

In dem Neubau arbeiteten 120 Menschen, der Jahresumsatz lag bei heute vergleichbaren sieben Millionen Euro. Das Krefelder Unternehmen, das ab 1911 auch dem Verband deutscher Tapetenfabriken angehörte, hatte Niederlassungen in Berlin und Leipzig. Nach dem Tod von Karl Devries, der 1928 erst 52-jährig verstarb, übernahm dessen Sohn Kurt die Leitung. Er steuerte wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten entgegen.

Mit seiner Emigration nach Kolumbien, wo er 1963 starb, endete die Ära von „Heeder & Co.“. 1939 erwarb Fritz Peters die Firma, die unter seinem Namen nach Kriegsende weitergeführt wurde. Seit 1979 ist die Stadt Eigentümerin des unter Denkmalschutz stehenden Komplexes, der zehn Jahre später als Kulturzentrum eröffnet wurde. Nach dem Vortrag konnte das Gebäude bei einer Führung mit eigenen Augen bewundert werden.