Orgelsommer: Ein Alphorn lernt tanzen
Mit einer schwungvollen „Last Night“ ging die Reihe für dieses Jahr zu Ende.
Krefeld. Zufrieden blickt Heinz-Peter Kortmann als künstlerischer Leiter auf den 2. Krefelder Orgelsommer zurück. In seiner Begrüßung zum Abschlusskonzert am Sonntag in St. Josef, der beliebten „Last Night“, konnte er schon verkünden: „Es wird einen dritten Orgelsommer geben!“
Für das Finale hatte Kortmann neben seiner „Heimmannschaft“, dem Crescendo-Chor Krefeld, International Brass engagiert. Die fünf Musiker stammen aus vier Nationen: Willy Huppertz aus den Niederlanden, Waldemar Jankus aus Litauen, Wilhelm Junker und Thomas Lindt aus Deutschland, Bernhard Petz aus Österreich. Sie müssen Stücke für ihre Besetzung (Posaune, Trompeter, Horn, Tuba) oftmals neu arrangieren.
Von dieser Kunst und von der Qualität ihres Spiels boten sie mit einer Suite von Georg Philipp Telemann ein eindrucksvolles Beispiel. Strahlend hell und festlich erklang ihre Interpretation, in der sie durch Unterschiede in der Lautstärke eine hohe Plastizität des Klangs erreichen: Nähe und Distanz, Echos wie aus größeren Entfernungen entstehen, obwohl sie alle fünf vor dem Altar sitzen.
Ein Überraschungscoup gelingt ihnen, als Wilhelm Junker für das von ihm komponierte Concertino ein Alphorn „hervorzaubert“. Das eher für schwerfälliges Spiel bekannte Instrument besitzt bei Junker sinfonisches Potenzial: tonangebend solistisch im Andante, tänzerisch flott im Rondo capriccioso.
Eine Premiere bot in diesem Konzert auch der Crescendo-Chor, denn vier Mädchen und Jungen aus der erst in diesem Jahr gegründeten eigenen Kinder- und Jugendabteilung sangen bei den Großen mit. Die Chorgemeinschaft unter Leitung des Organisten Kortmann bewies bei der „Last Night“ eine herausragende Form.
Schon beim ersten Auftritt, „How beauteous are their feet“ von Charles Villiers Stanford (1852 - 1924), konnte man sich an der Sicherheit und dem Selbstbewusstsein der Stimmen und dem schönen vollen Klang erfreuen. Im kleinen deutschsprachigen Teil, zwei Chorälen von Michael Porr (*1962), glänzten besonders die Frauenstimmen.
Den zweiten Teil des Konzerts dominierten die englischen Komponisten, schließlich arbeitete man auf das große Finale mit „Rule Britannia“ und „Pomp and Circumstance“ hin. Fiepende und knallende Luftballons, leichte rhythmische Gymnastik und vor allem viel Freude an der Musik, inklusive der Einladung zum Mitsingen, gehören einfach dazu — wie beim großen Vorbild in der Londoner Royal Albert Hall, der Last Night of the Proms.