Die mit den Puppen tanzen
Im Theater Blaues Haus beginnt die Spielzeit. Die Macher feilen schon am nächsten Highlight — der Geschichte vom „Wal im Rhein“.
Krefeld. Puppen sind beileibe nicht nur Spielzeug für Kinder — Puppentheater für Erwachsene ist eine Sparte mit besonderen Möglichkeiten und hohem Suchtpotenzial. Diese Sucht hat auch Monika Stierle gepackt: Die ehemalige Dramaturgin, die heute in der Pressestelle der Polizei arbeitet, schreibt Stücke für das Theater Blaues Haus in Hüls. Ihr erstes Werk „Mit Willi auf‘m Mond“ eröffnet heute die neue Spielzeit.
Das Puppenspieler-Ehepaar Stella Jabben und Volker Schrills ist vor vier Jahren in das einstige Wirtshaus in Hüls gezogen. Unten führen sie ihre Stücke auf, oben wohnt die Familie. Manchmal laden sie auch zum Musizieren und Singen ein.
Die Musik hat sie mit Monika Stierle zusammengebracht. Bei Schlagern und Chansons aus dem 20. Jahrhundert kam den Dreien die Idee: „Daraus wollten wir was machen! Und zwar mehr als nur eine Aneinanderreihung von Liedern“, sagt Stella Jabben.
Also fragte sie Stierle, ob sie nicht ein Stück schreiben möchte, das Hits aus dem 20. Jahrhundert in einen sinnvollen Zusammenhang bringt. Sie wollte und schrieb über sechs Monate „Mit Willi auf‘m Mond“. Der Titel bezieht sich auf den 1950 erschienenen Schlager „Mal mit Willi aufm Mond sein“. Auch dabei: „Benjamin, ich hab’ nichts anzuziehn“, „Bel Ami“, oder „Veronika, der Lenz ist da“.
Im Stück ist Willi ein knuddeliger Teddybär — aber seine Geschichte ist für Kinder nicht geeignet. „Wir stellen auch die Frage, ob Puppen Sex haben“, sagt Stierle amüsiert. „Das ist wirklich nur für Erwachsene.“ Was Willi noch so alles passiert, wird natürlich nicht verraten.
Stierle hat ein gerüttelt Maß an Erfahrung hinter der Bühne gesammelt. Sie studierte Theaterwissenschaften und war zuletzt Dramaturgin am Landestheater in Tübingen. 1993 kam sie der Familie wegen nach Krefeld. Hier arbeitet sie seit 2002 in der Pressestelle der Polizei. Schreiben ist ihr Freizeitvergnügen.
Und so hat sie bereits ein zweites Stück erarbeitet. „Der Wal im Rhein“ hat am 26. September Premiere. Auch dieser Stoff wurde von den Puppenspielern gefunden. Stella Jabben und Volker Schrills sahen während einer Tournee eine Dokumentation über den weißen Wal, der sich 1966 in den Rhein verirrte. „Das war ein Medienereignis“, sagt Stella Jabben. Sogar die Tagesschau war dabei. Und so schaut in Hüls eine schwarz-weiß gekleidete Puppe des Nachrichtensprechers Karl-Heinz Köpcke aus einem Fernseher heraus. Für die Reklame haben die beiden Kasperle und Gretel schwarz-weiß gestylt und lassen sie die Welt der 60er darstellen.